Krankheiten  die bisher nicht oder nur symptomatisch behandelt werden konnten  werden therapierbar. Neue Therapien stehen aber auch wegen ihrer Preise unter Druck. Foto: © iStock.com/Design Cells
Krankheiten die bisher nicht oder nur symptomatisch behandelt werden konnten werden therapierbar. Neue Therapien stehen aber auch wegen ihrer Preise unter Druck. Foto: © iStock.com/Design Cells

Die Pharmaindustrie in Deutschland – ein Porträt

580 pharmazeutische Unternehmen sind laut des Statistischen Bundesamtes in Deutschland gemeldet. Die Branche „steht für hochqualifizierte Mitarbeiter, beträchtliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Herstellung von unverzichtbaren Produkten“, heißt es in der aktuellen Ausgabe der „Pharma-Daten“ des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Ein Porträt.

Zweitplatzierter weltweit. Das muss man erstmal schaffen. Der Fußballnationalmannschaft ist das im vergangenen Jahr nicht gelungen. Bei der Weltmeisterschaft schied sie schon in der Vorrunde aus – eine historische Pleite. Zweitplatzierter weltweit: Das ist Deutschland in Bezug auf seine klinische Forschung. Nur die USA führen mehr Studien durch. In der Europäischen Union (EU) ist Deutschland Nummer 1, wie der BPI in den „Pharma-Daten 2018“ schreibt.

Unter den 580 Unternehmen (Stand: 2016) sind standortorientierte und eigentümergeführte Firmen, aber auch deutsche Niederlassungen multinationaler Konzerne. Die große Mehrheit (ca. 92 %) von ihnen beschäftigt weniger als 500 Mitarbeiter. „Die Pharmabranche ist damit ein Spiegel der deutschen Wirtschaftsstruktur“, so der BPI. Insgesamt sind hierzulande über 130.000 Personen in der Industrie tätig (s. Grafik). Sie alle verhelfen ihr zu ihrem Alleinstellungsmerkmal: ihrer Innovationsbereitschaft. „Kein Industriezweig investierte mehr in Forschung und Entwicklung (F&E) als die Pharma-Branche“, so der BPI.  

Laut der Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) wendete sie 14 Prozent ihres Umsatzes aus eigenen Erzeugnissen für interne F&E-Projekte auf.

Im Kampf gegen Krankheiten

Das ist auch gut so, denn: Die Entwicklung neuer Medikamente ist komplex und langwierig. Rückschläge und Projekte, die zum Scheitern verurteilt sind, sind Teil des Geschäfts. Vor diesem Hintergrund ist die Zahl von 36 neuen Medikamenten, die 2018 auf den deutschen Markt gekommen sind, besonders beeindruckend. Und auch dieses Jahr verspricht ähnliches.

„Innovationen sind die treibende Kraft für die Verbesserung der Behandlung von Patienten und den Erfolg von Pharmaunternehmen. Neue Wirkstoffe, Darreichungsformen und Produktionsverfahren sichern somit nicht nur bessere Behandlungsoptionen, sondern auch Beschäftigung und Steueraufkommen am Standort Deutschland“, heißt es in den „Pharma-Daten 2018“ dazu. 

Pharma als Wirtschaftsfaktor

Damit kommt der pharmazeutischen Industrie auch eine große wirtschaftliche Bedeutung zu. Diese „resultiert nicht nur aus den direkten, sondern auch aus den indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten“, erklärt der BPI in seiner Veröffentlichung.

Zu den Fakten: Um über elf Prozent ist die Zahl der Beschäftigten seit 2011 gewachsen (2011: 117.450; 2016: 130.902). Im Vergleich zum Vorjahr 2015 gab es einen Anstieg um 1,8 Prozent – dies spiegelt die Gesamtsituation der Beschäftigung in Deutschland wider, so der BPI. Außerdem stellte die Industrie im Jahr 2017 pharmazeutische Erzeugnisse im Wert von 30,6 Milliarden Euro her (+4,7 % zu 2016). Hinzu kommt ein wachsender Außenhandel. Im Wert von 75,4 Mrd. Euro wurden 2017 Pharmazeutika aus der Bundesrepublik ausgeführt (+ 6,8%) – vor allem in die USA. Im selben Jahr wurden Medikamente im Wert von 52,7 Mrd. Euro (+ 8,0 %) in Deutschland eingeführt. 

Aus den „Pharma-Daten 2018“ geht hervor, dass der deutsche Pharmamarkt 2017 einen Umsatz von über 40 Milliarden Euro erzielte. Weltweit lag der Umsatz mit Arzneimitteln bei fast 971 Milliarden Euro (s. Grafik) – Tendenz steigend. Für den globalen Markt prognostiziert das Beratungsunternehmen IQVIA einen durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 4,6 Prozent im Zeitraum 2017 bis 2022.

Großes Potenzial der Biotechnologie

Nicht nur der Pharma-, der gesamte weltweite Gesundheitsmarkt ist ein Wachstumsmarkt:

„Viele Krankheiten sind bis heute nicht therapierbar, die Lebenserwartung der Menschen steigt und das veränderte Konsuminteresse sowie die Suche nach mehr Lebensqualität erhöhen die Nachfrage nach gesundheitsbezogenen Leistungen und Produkten“, meint der BPI. „Hinzu kommt, dass der Fortschritt in der Medizin und der Pharmazie, ganz besonders in der Molekular- und Zellbiologie, grundsätzlich neue Innovationsanreize schafft. Ferner ist ein Individualisierungstrend in der Diagnostik und Therapie von Krankheiten weltweit erkennbar.“ 

Viel Potenzial verspricht die Biotechnologie: Laut BPI ist Deutschland einer der wichtigsten Biotech-Standorte weltweit. 646 Biotechnologie-Unternehmen gibt es hierzulande. Sie beschäftigen sich in verschiedenen Industriezweigen mit der Nutzung lebender Organismen in technischen Anwendungen. Knapp über die Hälfte der Unternehmen ist laut des Fachinformationsdienstes Biocom im Bereich Gesundheit aktiv (50,5 %). Darunter sind 61 Firmen, die Biopharmazeutika entwickeln – also Medikamente, die auf lebenden Zellen basieren. Sie können besonders gezielt in Krankheitsprozesse eingreifen und bringen beispielsweise Patienten Hoffnung, deren Asthma mit den Standardtherapien nicht in den Griff zu bekommen ist (s. Pharma Fakten). In einer Pressemitteilung schreibt der BPI: „Über 100 Wirkstoffkandidaten befinden sich aktuell in der Phase der klinischen Erforschung. Gleichzeitig laufen 639 Entwicklungsprojekte für neue Biopharmazeutika.“ Inzwischen sind mehr als 200 Medikamente auf biotechnologischer Basis hierzulande zugelassen – und diese Zahl wird wachsen.

Weiterführende Links:

BPI-„Pharma-Daten 2018“: 
https://www.bpi.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Publikationen/Pharma-Daten/Pharma-Daten_2018_DE.pdf 

Pressemitteilung des BPI:
https://www.bpi.de/de/nachrichten/detail/pharma-daten-2018-spitzenleistung-bei-fe-investitionen 

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