Hepatitis C: Arzneimittel eliminiert Virus

Mit einer Arzneimittelkombination ist es heute möglich, Hepatitis C in wenigen Wochen vollständig zu eliminieren – und das selbst bei Menschen mit schon fortgeschrittener Erkrankung. Es ist eine Innovation, die aus einer nur schwer behandelbaren Krankheit eine heilbare gemacht hat. Im Interview erklärt die Leiterin der Medizinischen Abteilung für Lebererkrankungen und Biotechnologin Dr. Mehtap Gündogdu vom Biotech-Unternehmen Gilead, was es damit auf sich hat. Im Rahmen der Serie „Medizinische Zeitreisen“ wirft die Pharma Fakten-Redaktion einen Blick auf Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft: Wie werden Krankheiten HEUTE behandelt, wie war das GESTERN und was verspricht das ÜBERMORGEN?

Wo stehen wir HEUTE in der Therapie von Hepatitis C?

Dr. Mehtap Gündogdu: Das ist schnell zu beantworten: Den Menschen mit dieser Leberinfektion stehen heute Arzneimittel zur Verfügung, die eine vollständige Eliminierung des Virus in nur wenigen Wochen ermöglichen. Das ist eine Erfolgsgeschichte, die mit der Zulassung des ersten Vertreters einer neuen Generation direkt und antiviral wirkender Wirkstoffe begann. Das war im Jahr 2014 und ein Wendepunkt. Heute stehen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten mehrere Kombinationen zur Verfügung. Damit haben wir das notwendige Instrumentarium in der Hand, Hepatitis C in die Geschichtsbücher der Medizin zu verbannen. Es sind hochwirksame Arzneimittel, die diese Krankheit verschwinden lassen können.

Biotechnologin Dr. Mehtap Gündogdu, Gilead. Foto: Gilead
Biotechnologin Dr. Mehtap Gündogdu, Gilead. Foto: Gilead

Wie war das GESTERN bzw. in der Vergangenheit?

Gündogdu: Das Gestern ist noch gar nicht so lange her; das Hepatitis C-Virus wurde erst in den 1980er-Jahren entdeckt. Es gab zwar schnell erste Therapien – hier sind vor allem Interferone und antivirale Arzneimittel zu nennen – aber die Behandlung verursachte oft so starke Nebenwirkungen, dass die Betroffenen die Therapie abbrachen. Auch die Heilungschancen waren nicht besonders hoch. Dementsprechend dachte auch niemand an eine Eliminierung der Erkrankung. Ein Riesenunterschied zu heute: Fast alle Betroffenen sprechen auf die Behandlung an und die Heilungsraten liegen nahe bei einhundert Prozent.

Werfen wir einen Blick auf das ÜBERMORGEN: Wie könnte die Zukunft im Bereich der viralen Hepatitiden aussehen?

Gündogdu: Durch diese Arzneimittelinnovationen ist es möglich, das Virus, das weltweit über 70 Millionen Menschen chronisch in sich tragen, zu eliminieren. Das geht aus zwei Gründen: Erstens, weil die Arzneimittel hochwirksam sind. Und zweitens, weil die Einnahme – das Therapiemanagement – so einfach ist und die Behandlungen auch dort durchgeführt werden können, wo Menschen einen schwierigen Zugang zum Gesundheitssystem haben. Ob wir das schaffen? Nüchtern medizinisch betrachtet ist das durch unsere Forschung und Entwicklung möglich. Jetzt geht es darum, die Programme umzusetzen, die unter anderem die Weltgesundheitsorganisation aufgesetzt hat, um die Erkrankung bis zum Jahr 2030 auszurotten.

Ein Schwerpunkt dabei: die Testung. Denn nur wer weiß, dass er infiziert ist, kann auch behandelt werden. Wir unterstützen weltweit Programme, um über die Erkrankung und ihre Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären und Menschen zur Testung zu motivieren. Außerdem stellen wir in weniger entwickelten Ländern unsere Arzneimittel deutlich vergünstigt zur Verfügung: Seit 2013 konnten so 1,7 Millionen Hepatitis C-infizierte Menschen zusätzlich behandelt werden. Konsequente Diagnose und Therapie: Nur so können wir die virale Hepatitis ausrotten.

Weitere Artikel aus der Serie „Heute – Gestern – Übermorgen“ lesen Sie hier.

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