Im Kampf gegen Krebs: Ein kanadisches Forscherteam hat untersucht  inwieweit ein umfassendes „molekulares Profiling“ die medizinische Versorgung verbessern könnte. Foto: ©iStock.com/Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu
Im Kampf gegen Krebs: Ein kanadisches Forscherteam hat untersucht inwieweit ein umfassendes „molekulares Profiling“ die medizinische Versorgung verbessern könnte. Foto: ©iStock.com/Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu

Im Kampf gegen Krebs bei Kindern: Weil kein Tumor wie der andere ist

Heute werden in über 80 Prozent der Fälle Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen geheilt, so die Deutsche Krebsgesellschaft. „Trotz dieser Fortschritte sind Krebsfälle, die nicht auf eine Therapie ansprechen oder wiederholt auftreten, mit einer schlechten Prognose und Tod verbunden“, schreibt ein kanadisches Forscherteam in einer Studie, die in der Fachzeitschrift „The Journal of the American Medical Association“ (JAMA) erschienen ist. Sie haben daher untersucht, inwieweit ein umfassendes „molekulares Profiling“ die medizinische Versorgung der Betroffenen im klinischen Alltag verbessern könnte.

Die Wissenschaftler nahmen dazu 84 Patienten, die im Alter von 1 bis 21 Jahren waren, in ihre Studie „TRICEPS“ auf. Sie alle litten an refraktären (nicht auf eine Therapie ansprechend) oder rezidivierenden (rückfällig) Krebstypen und waren damit „hard to treat“ – schwer behandelbar. 

3D-Abbildung einer Krebszelle und Lymphozyten: ©iStock.com/Christoph Burgstedt
3D-Abbildung einer Krebszelle und Lymphozyten: ©iStock.com/Christoph Burgstedt

Bei 62 von ihnen konnten sie eine Analyse des molekularen Profils des Tumors durchführen. Das heißt: Sie untersuchten ihn auf seine ganz individuellen, genetischen Eigenschaften. Dazu verwendeten sie „Next-Generation Sequencing“ (NGS) – ein Hochdurchsatzverfahren, das es ermöglicht, das gesamte Erbgut einer Krebszelle unter die Lupe zu nehmen. In der Studie dauerte das im Median 24 Tage – als „klinisch vertretbar“ bezeichneten die Forscher das.

Mit zielgerichteten Therapien gegen Krebs

Das Ergebnis: Bei 54 der Patienten wurden genetische Veränderungen entdeckt, die durchaus eine Auswirkung auf die weiteren medizinischen Maßnahmen haben könnten. So ließ das jeweilige molekulare Profil – anders als zuvor gedacht – etwa auf einen anderen Tumortyp (eine eindeutigere Diagnose) oder z.B. eine aggressivere Verlaufsform (eine andere Risikostratifizierung) schließen.

In 87 Prozent der Fälle fanden die Forscher gar mindestens eine Genmutation, für die es gezielte Medikamente gibt, die durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA bereits zugelassen oder in klinischer Prüfung sind. Fast jeder Fünfte davon wurde dementsprechend behandelt. Bei zwei Patienten stellte sich außerdem heraus, dass sie bereits die Therapie, die zu dem molekularen Profil ihres Tumors passt, erhielten.

Foto: ©iStock.com/Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu
Foto: ©iStock.com/Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu

Molekulares Profiling: neue Therapieoptionen

Laut den Wissenschaftlern zeigt die vorliegende Studie v.a. eins: Im klinischen Alltag scheint es machbar zu sein, ein umfassendes molekulares Profiling durchzuführen, um individuelle Tumormerkmale entdecken zu können. Gerade für pädiatrische, schwer behandelbare Patienten kann das von großem Wert sein, wie TRICEPS zeigt. So eröffneten sich neue Therapieoptionen und die Experten erhielten klinisch relevante Informationen – etwa von diagnostischer oder prognostischer Bedeutung.

Die Studie spiegelt eine Entwicklung in der Onkologie wider, die zunehmend der Erkenntnis folgt, dass kein Tumor wie der andere ist. Das bedeutet: Nicht allein die Krebsart, das Ursprungsorgan oder die Gewebeeigenschaften zeichnen ihn aus – sondern hinzu kommen seine spezifischen, molekulargenetischen Merkmale. Jeder Tumor hat seinen eigenen, persönlichen Fingerabdruck – und genau der kann Angriffspunkt für gezielte Therapien sein.

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