Neues Diagnoseverfahren lässt auf erfolgreiche Früherkennung hoffen

Die im Alter immer häufiger vorkommende Alzheimer-Krankheit ist eine der größten Herausforderungen für die medizinische Forschung. Ein neu entwickelter Bluttest macht Hoffnung, Alzheimer frühzeitiger zu erkennen.

Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Bekämpfung von Demenz höchste Priorität. Bereits 2012 stufte die WHO die Krankheit daher zum globalen Krisenfall hoch. Die Prognose: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer kontinuierlich steigenden Lebenserwartung wird sich die Zahl der Demenzerkrankten bis 2030 mehr als verdoppeln und bis 2050 sogar verdreifachen. Gleichzeitig weist die klinische Demenzforschung der letzten Jahre eine verheerende Bilanz auf. Ein von britischen Forschern entwickelter Bluttest macht nun jedoch Hoffnung auf eine erfolgreiche Früherkennung von Alzheimer – und auf die Entwicklung effektiver Therapien.

Alzheimer schädigt das Gehirn bereits Jahre vor der Diagnose

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Die Krankheit schädigt das Gehirn bereits Jahre bevor sie überhaupt diagnostiziert wird. So weisen die Teilnehmer an klinischen Studien in der Regel schon starke Hirnschädigungen auf. Dies ist ein maßgeblicher Grund, warum von 2002 bis 2012  etwa 99 Prozent der klinischen Studien zu neuen Alzheimermedikamenten fehlschlugen. Die Forscher haben Schlüsse aus der negativen Studienbilanz gezogen und ihren Fokus in den letzten Jahren vor allem darauf gerichtet, Alzheimerpatienten so früh wie möglich behandeln zu können. Ein erster Erfolg scheint erreicht. Wissenschaftler des Londoner King’s College haben Proteine im Blut identifiziert, anhand derer sich der Ausbruch von Alzheimer innerhalb der nächsten zwölf Monate mit einer Wahrscheinlichkeit von 87 Prozent vorhersagen lässt.

Von der kognitiven Beeinträchtigung zur Demenz

Die Forscher untersuchten Blutproben von insgesamt 1148 Menschen. Dazu zählten gesunde Menschen sowie Alzheimerpatienten und solche mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (LKB), einer möglichen Vorstufe der Demenz. Über den Abgleich der Blutproben der beiden erkrankten Gruppen mit denen der gesunden Kontrollgruppe ließen sich 16 Proteine ausmachen, die mit einer der beiden oder beiden degenerativen Hirnerkrankungen einhergehen. In weiteren Tests analysierten die Forscher, welche der Proteine im Blut der LKB-Erkrankten mit ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass es zum Ausbruch von Alzheimer kommt. Zehn Proteine kommen hierfür in Frage.

Weitere Forschung ist notwendig

Die Aussicht auf eine Früherkennung von Alzheimer weckt die Hoffnung, potenzielle Studienteilnehmer zukünftig früher identifizieren zu können. Allein in Deutschland arbeitet jedes dritte forschende Pharmaunternehmen an neuen Medikamenten zur Behandlung von Alzheimer. Zurzeit befinden sich acht Präparate mit neuen Wirkstoffen im letzten Stadium der klinischen Erprobung. Die Früherkennung würde die Erfolgswahrscheinlichkeit dieser sogenannten Phase III Studien deutlich erhöhen. James Picket, Forschungschef bei der britischen Alzheimer Society, bremst allerdings die Euphorie. Die Ergebnisse der Studie bedeuteten nicht, dass ein verlässlicher Bluttest für Alzheimer bereits vor der Tür steht. Auch die Forscher vom King’s College betonen, dass Studien mit einer größeren Zahl an Testpersonen notwendig seien, um die Genauigkeit des Tests zu verbessern und die Gefahr von Fehldiagnosen zu minimieren.
 
Quellen:
http://www.welt.de/gesundheit/article106173261/Demenz-entwickelt-sich-zum-globalen-Krisenfall.html
http://www.who.int/mental_health/neurology/dementia/en/
http://www.bbc.com/news/health-28125265
http://www.theguardian.com/society/2014/jul/08/blood-test-predicts-onset-alzheimers-disease
http://www.bmj.com/content/349/bmj.g4506
http://www.firstwordmedtech.com/node/969103
http://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/alzheimer.html/_3-neue-alzheimer-medikamente-in-entwicklung

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