Pharma in Europa: Anker für Stabilität und Wohlstand

So eine Industrie kann sich ein Wirtschaftsminister nur wünschen: Pharmaunternehmen in Europa sind auch in schwierigen Zeiten ein Anker für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Das zeigen Zahlen des europäischen Pharmaverbands EFPIA.

Wir erleben zurzeit eine neue Ära der Arzneimittelentwicklung – davon ist EFPIA überzeugt. Der Grund: Fortschritte in Wissenschaft und Technologie, die einen rasanten Innovationsboom auslösen. Ein Beleg unter vielen: die Pandemie. Die Entwicklung neuer Impfstoffe auf Basis der mRNA-Technologie hätte noch Anfang des vergangenen Jahres niemand vorherzusagen gewagt: Es ist ein Raketenstart von „Noch-nie-dagewesen“ bis hin zur Zulassung eines hochwirksamen und sicheren Impfstoffes auf Basis einer neuen Technologie. Weitere Belege häufen sich: Sie finden sich in immer besseren Krebsmedikamenten, immer mehr Arzneimitteln gegen seltene Erkrankungen, immer mehr Gen- und Zelltherapien, mit deren Entwicklung Forscher:innen teilweise neue Kapitel in der Behandlung von Krankheiten aufschlagen.

39.000.000.000 Euro für Forschung und Entwicklung

Doch anders als es den Anschein hat, sind die Pandemie-Impfstoffe nicht aus dem Nichts entstanden. Die mRNA-Technologie zum Beispiel hatten Wissenschaftler:innen zunächst im Kampf gegen Krebs untersucht. Nun findet sie als erstes Anwendung in Corona-Vakzinen: Sie sind das Ergebnis einer vor Jahrzehnten initiierten Forschung, einem langen und steinigen Weg voller Rückschläge und einem intensiven Lernprozess. Und am Ende des Tages ist es auch eine Frage des Geldes: Geschätzte 39 Milliarden Euro haben in Europa ansässige Pharmaunternehmen im vergangenen Jahr in Forschung und Entwicklung investiert. In Zahlen: 39.000.000.000 Euro. Oder jede Minute rund 74.000 Euro. In der Zeit, in der Sie diesen Artikel gelesen haben, werden es fast 300.000 Euro sein. Das geht aus der EFPIA-Publikation „The Pharmaceutical Industry in Figures“ hervor. Von allen Industriebranchen investiert Pharma den höchsten Anteil des Umsatzes in die Forschung.

Über 800.000 Menschen arbeiten in Europas Pharmaindustrie. ©iStock.com/gorodenkoff
Über 800.000 Menschen arbeiten in Europas Pharmaindustrie. ©iStock.com/gorodenkoff

Auch andere Zahlen können sich sehen lassen: Über 800.000 Menschen arbeiten in Europas Pharmaindustrie – sie ist damit einer der größten Arbeitgeber im Hochtechnologie-Sektor. Durch indirekte Ausstrahlungseffekte kommt noch einmal das dreifache hinzu. Laut der Statistik-Behörde EUROSTAT sorgen Menschen, die in dieser Industrie arbeiten, für die größte Wertschöpfung pro Kopf. Allein in der Forschung arbeiten europaweit 125.000 Menschen.

EFPIA sieht Wolken am Horizont

Die pharmazeutische Industrie – sie ist ein wichtiger Bestandteil eines starken, innovativen und krisenfesten Wirtschaftsstandorts. Mit Sorge sieht die EFPIA allerdings einige Trends, die auf Dauer die Erfolgsgeschichte der pharmazeutischen Pharmaindustrie beinträchtigen könnte:

  • Steigende Kosten für Forschung und Entwicklung.
  • Überregulierung behindert den Fortschritt und eröffnet anderen Ländern die Möglichkeit, Forschungsbudgets aus Europa abzuziehen.
  • Die Fragmentierung Europas erschwert gemeinsame Forschungsprojekte – Gelder und Knowhow fließen ab, zum Beispiel in die USA, nach China oder in Märkte wie Brasilien (Pharma Fakten berichtete).
  • Steigende Konkurrenz, die der EU in anderen Regionen der Welt erwächst.

Die pharmazeutische Industrie hat, so die EFPIA, einen signifikanten Anteil auch am gesundheitlichen Fortschritt. „Europas Bürger:innen von heute können damit rechnen, dass sie bis zu 30 Jahre länger leben als vor einem Jahrhundert.“ Doch es bleibe noch viel zu tun: Das zeige ein Blick auf die Alzheimer-Erkrankung, auf Multiple Sklerose, auf viele Krebsarten und seltene Erkrankungen, von denen trotz aller Fortschritte die Mehrheit immer noch nicht ursächlich behandelt werden kann.

Europa hat ein großes Interesse an einer starken Pharmaindustrie. Sie ist Stabilitätsanker auch in unsicheren Gewässern. Ihre Forschung und die daraus entstehenden Arzneimittel und Impfstoffe sind Grundlage dafür, dass auch alternde Gesellschaften die Chance haben, Wohlstand zu mehren bzw. zu erhalten.

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