Biologika geben Asthmatikern Luft zum Atmen

Ausfallartige Atemnot – damit müssen Asthma-Patienten immer rechnen. Dass man mit der chronisch entzündlichen Krankheit der Bronchien trotzdem gut leben kann, zeigen prominente Asthmatiker wie der Rocksänger Billy Joel, Liza Minelli und Sharon Stone sowie einige Spitzensportler. Neue Biologika werden künftig eine noch bessere Kontrolle der Krankheit für die weit über 200 Millionen Patienten ermöglichen.

Auslöser für die Erkrankung sind einerseits eine genetische Disposition, andererseits äußere Reize wie Allergene oder Kälte. 235 Millionen Menschen weltweit leiden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an der Lungenkrankheit. In Deutschland sind fast zehn Prozent aller Erwachsenen betroffen. Bei Kindern ist Asthma auf Platz eins der häufigsten chronischen Erkrankungen.

Proteine machen Zielstrukturen unschädlich

Die neuesten Therapien gegen Asthma beruhen auf monoklonalen Antikörpern. Diese Proteine machen verschiedene Zielstrukturen unschädlich, die an allergischen Reaktionen und an Entzündungsprozessen beteiligt sind. Einer dieser Antikörper ist seit 2005 verfügbar. Der Wirkstoff Omalizumab des Herstellers Novartis wird bei besonders schweren Fällen von allergischem Asthma bronchiale eingesetzt. Dieser Antikörper dockt an dem Immunglobulin E (IgE) an und unterdrückt damit eine allergische Reaktion.

Vier weitere Antikörper (Mepolizumab, Lebrikizumab, Benralizumab, Daclizumab) stehen bei verschiedenen Pharmaunternehmen in der Pipeline. Dr. Uta Butt, Koordinatorin der Deutschen Atemwegsliga, ist überzeugt, dass die Antikörper Verbesserungen für Patienten bringen, die trotz herkömmlicher Therapie noch keine gute Asthmakontrolle haben. „Da die Substanzen an verschiedenen Stellen des Immunsystems ansetzen, ist eine zielgenaue Verordnung für die jeweils richtige Patientengruppe eine Voraussetzung dafür, dass sich die neuen Wirkstoffe in der Praxis bewähren“, sagt sie.

Risikofaktoren ausschalten

Die Diagnose Asthma war früher mit dem Verzicht auf viele Aktivitäten verbunden. Heute können die Betroffenen durch ein individuelles Krankheitsmanagement ihren gewohnten Alltag meist beibehalten.  „Bisher ist Asthma zwar nicht heilbar, aber durch eine gute Behandlung können die meisten Asthmatiker ein weitgehend sorgenfreies Leben führen“, sagt Butt. Die Voraussetzungen dafür sieht die Atemwegsliga in der exakten Diagnose, dem Ausschalten von Risikofaktoren – wie zum Beispiel Rauchen –, einer passenden Langzeittherapie und der Behandlung von akuten Asthmaanfällen.

Zur Langzeittherapie setzt man sogenannte Controller ein. Sie unterdrücken die Entzündungsbereitschaft der Atemwege und bekämpfen die Ursache der Atemnot. Controller wirken abschwellend, reduzieren die Schleimbildung und führen dazu, dass die Entzündung zurückgeht. Sie müssen regelmäßig vorbeugend eingenommen werden. Dazu wird vor allem Kortison verwendet sowie langwirksame Beta-2-Sympathomimetika.

Reliever helfen bei akuten Anfällen

Zur bedarfsmäßigen Behandlung von akuten Anfällen werden sogenannte Reliever eingesetzt. Sie wirken schon nach wenigen Minuten Bronchien erweiternd und entspannen die verkrampften Bronchialmuskeln. Dadurch bekommen die Patienten wieder mehr Luft. Als Reliever verordnen die Ärzte meist adrenalinartige Substanzen zum Inhalieren. Die Reliever halten nur die Symptome des Asthmas in Schach, haben aber keinen Einfluss auf die ursächlichen Prozesse.

Eine Besonderheit der Asthmatherapie ist, dass die Wirkstoffe durch Inhalation direkt an den Ort der Entzündung gebracht werden. Das hat Vorteile: Die Nebenwirkungen auf andere Organe fallen geringer aus. Eine größere  Wirkung wird mit geringeren Konzentrationen erreicht. Auch tritt die Wirkung schneller ein, als bei einem Umweg über den Magen oder das Blut. Der Erfolg einer Behandlung hängt nicht nur vom Medikament, sondern auch von einem guten Inhalationssystem ab.

Den ersten Inhalator entwickelte der britische Arzt John Mudge bereits 1778. Er war unhandlich und konnte nur zu Hause eingesetzt werden. Heutzutage passen die sogenannten Devices dagegen in jede Handtasche. Sie garantieren im Notfall die sichere Versorgung der Patienten mit dem rettenden Wirkstoff an jedem Ort. Medikament und Inhalator bilden eine Einheit. Die Arzneimittelhersteller entwickeln das erfolgreiche Konzept ständig weiter. Die Handhabung muss möglichst einfach und effizient ausfallen. Kein noch so kleines Wölkchen Wirkstoff sollte auf dem Weg in die kranke Lunge verloren gehen.

Richtiger Umgang mit Inhalator ist wichtig

Die Palette der Inhalationssysteme ist vielfältig – und jedes System wird anders gehandhabt. Deshalb schulen Ärzte Asthmatiker im Umgang mit den verordneten Inhalatoren. „Problematisch wird es, wenn der Patient in der Apotheke einfach einen anderen als seinen gewohnten Inhalator bekommt, weil seine Krankenkasse nur diesen erstattet“, bemängelt Butt. Hintergrund ist: Rabattverträge der Krankenkassen mit einzelnen Herstellern sehen vor, dass der Apotheker das vom Arzt empfohlene Medikament gegen ein anderes mit gleichem Wirkstoff austauschen darf, wenn dieses für die Krankenkasse günstiger ist. Butt kritisiert diese Praxis: „Wenn der Patient mit dem Device nicht zurechtkommt, hilft der beste Wirkstoff nicht.“
 

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