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Klinische Studien aus ethischen Gründen nicht zulässig

Die Forschung nach einem Medikament oder Impfstoff gegen die Tropenkrankheit Ebola ist bis jetzt erfolglos geblieben. Für Prof. Dr. Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, keine Überraschung. Die Suche nach einem derartigen Mittel ist aufwändig und kaum erfolgsversprechend.

Frage: Seit rund 40 Jahren kommen Ebola-Epidemien immer wieder vor. Ist die Kritik an fehlenden Forschungsergebnissen zu einem Wirkstoff gegen die Krankheit berechtigt?

Prof. Dr. Gérard Krause: Das finde ich unfair. Bis jetzt waren Ebola-Epidemien typischerweise eng auf eine Region beschränkt und haben vergleichsweise wenige Patienten betroffen. Es hat schon seine Logik, dass Forschung in diese Richtung noch keine fertigen Produkte erzeugen konnte. Vielen anderen Krankheiten fallen weltweit viel mehr Menschen zum Opfer. Pneumokokken oder Influenzaviren töten jährlich Millionen Menschen. Nur hat dies zurzeit nicht den Nachrichtenwert wie die zurzeit grassierende Ebola-Epidemie.

Für die Zulassung eines neuen Impfstoffes oder Medikaments sind Klinische Studien an Menschen vorgeschrieben. Wie könnte dies bei einem Anti-Ebola-Mittel funktionieren?

Krause: Nach den modernen Anforderungen für die Zulassung ist dies für eine derartige Krankheit nahezu unmöglich, weil die Erkrankungen nicht häufig und nicht berechenbar genug auftreten. Deswegen ist die Verwendung von neuen, noch nicht zugelassenen Wirkstoffen ein Einzelfall.

Wie gehen Sie denn bei der Erprobung eines neuen Wirkstoffs vor?

Krause: Ein neuer Wirkstoff würde zunächst bei Tierversuchen erprobt. Dabei eignen sich für bestimmte Krankheiten auch nur bestimmte Tierarten. Tierversuche allerdings ergeben nicht ausreichend Hinweise auf die Verträglichkeit des neuen Wirkstoffes beim Menschen. Dafür muss die Arznei unter strenger klinischer Überwachung gesunden Menschen verabreicht werden. Erst wenn von einer ausreichenden Verträglichkeit auszugehen ist, wird man die Wirksamkeit bei erkrankten Menschen untersuchen können.

Wie gehen Sie bei der Suche nach einem Wirkstoff vor?

Krause: Es existieren mehrere Herangehensweisen. Nach Wirkstoffen kann man in der Natur suchen. Bei guter Kenntnis des Erregers und seiner Biologie können sich zum Beispiel Anhaltspunkte hinsichtlich der Stoffwechselprozesse ergeben, durch deren medikamentöse Beeinflussung der Erreger gestört werden kann. Manchmal entdeckt man, dass bekannte Medikamente, die für die Behandlung anderer Krankheiten entwickelt wurden, auch wirksam gegen bestimmt Erreger sind.. Aber Forschung in diesem Bereich birgt im jeden Fall ein großes Risiko des Scheiterns und ist kostspielig.

Wann ist mit einem Ende der Epidemie zu rechnen?

Krause: Das ist schwierig einzuschätzen. Die jetzige Epidemie hat ein eher untypisches Muster. Zum großen Teil hängt es davon ab die Übertragungswege der Krankheit zu kappen. Doch das ist eher ein kulturelles oder politisches Thema. Hierzulande ließe sich dies einfacher umsetzen als in Afrika. Dort kann dies kaum von einem auf dem anderen Tag gelingen.

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