
In den Apotheken bekommen Patienten die Auswirkungen des AMNOG zu spüren. Für nicht mehr verfügbare Arzneimittel haben sie kein Verständnis. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Patienten hadern in Apotheken mit negativen AMNOG-Folgen
Wie wirkt sich das AMNOG aus der Sicht Ihrer Kunden in der Apotheke aus?
Magdalene Linz: Für bestimmte Kunden wirkt sich das AMNOG negativ aus. Etwa, wenn sie nach der Zulassung auf ein neues Arzneimittel eingestellt worden sind und es ihnen nachher nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung steht. Das kommt vor, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss dem Hersteller für das Präparat keinen Zusatznutzen attestiert. In der Folge nehmen die Unternehmen manchmal die Medikamente wieder vom Markt. Dabei haben eben einige der davon betroffenen Medikamente – etwa gegen Epilepsie oder Diabetes – für einige Patienten durchaus positive Effekte, obwohl diese Arzneimittel im AMNOG-Verfahren ohne Zusatznutzen blieben. Betroffene waren in einem Fall sogar sehr dankbar dafür, dass ihnen durch die Einnahme eines Medikaments die Gehfähigkeit erhalten blieb.
Wie nehmen Apothekenkunden das AMNOG und seine Folgen wahr?
Linz: Sie verstehen es in der Regel nicht und können ebenso wenig nachvollziehen, warum ein bestimmtes Arzneimittel plötzlich aus dem Handel verschwindet oder nur über Umwege erhältlich ist. Auch für uns Apotheker bedeutet es dann einen großen Aufwand, in Deutschland nicht mehr erhältliche Medikamente über spezielle Verfahren zu besorgen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch – ohne eine Honorierung.
Werden die Belange von Patienten im AMNOG aus Ihrer Sicht ausreichend berücksichtigt?
Linz: Wichtig ist, dass Pharmaunternehmen Raum haben müssen, um Innovationen zu entwickeln. Für genauso richtig halte ich, dass es auf der anderen Seite Bewertungen von neuen Arzneimitteln gibt. Das ist seit längerer Zeit internationaler Standard. Auch Versicherte haben ein legitimes Interesse daran, dass die Kosten für Arzneimittel im Rahmen bleiben. Nur manchmal wundere ich mich über die Maßstäbe in den Bewertungsverfahren. In den USA etwa steht ein Medikament gegen Multiple Sklerose als Erstlinientherapie zur Verfügung. Hierzulande erhalten es nur Patienten mit einem schweren Therapieverlauf. Für Betroffene ist dies eindeutig negativ. Insgesamt gibt es in Deutschland zwar ein breites Portfolio an Arzneimitteln. Doch die negativen Folgen für einen Teil der Patienten haben auch schon mehrfach ärztliche Fachgesellschaften zum Ausdruck gebracht.
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