© Pharma Fakten e.V.
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Die Vertrauenskrise der Grippeimpfung

Rund 14 Millionen Grippeimpfdosen haben die pharmazeutischen Hersteller im vergangenen Jahr ausgeliefert. Das klingt viel – ist es aber nicht. Denn die Impfquoten liegen deutlich unter den Zielvorgaben von Weltgesundheitsorganisation (WHO) und EU.

 

Immerhin – der Negativtrend ist gestoppt. In der Grippesaison 2013/2014 wurden in Deutschland 14,3 Millionen Dosen Grippeimpfstoff ausgeliefert – und damit erstmals seit 2009/2010 nicht weniger als im Vorjahr.1 Tatsache ist: Die Grippeimpfung leidet unter einer Vertrauenskrise.

Deutschland ist von dem von der EU vorgegebenen Ziel, 75 Prozent seiner Risikogruppe (ältere Menschen, chronisch Kranke, Kleinkinder und Schwangere) zu impfen, weiter entfernt denn je. Ende September werden die neuen Impfquoten erwartet, die vom Robert Koch Institut erhoben werden. Angesichts des Rückgangs der Impfdosen ist klar, dass auch diese Zahl niedrig ausfallen wird.

Was sind die Ursachen dafür?

  • Das Ausbleiben der großen Pandemie: Jahrelang wurde eine große globale Grippewelle erwartet. Jahrelang blieb sie aus – zum Glück. Nicht zuletzt die Schweinegrippe, die im Winter 2009/2010 im Fokus der Öffentlichkeit stand und dann doch nicht so schlimm wie erwartet ausfiel, hat zur Verharmlosung der Influenza geführt.
  • Die Ausschreibungen der Krankenkassen: Seit einigen Jahren werden Grippeimpfstoffe für einzelne Regionen ausgeschrieben. Der Preis ist dabei einziges Entscheidungskriterium. Die Folge: Die Preise für Grippeimpfstoffe sind so stark gesunken, dass sich die Hersteller die Aufklärungskampagnen von früher nicht mehr leisten: Weniger Aufklärung – geringeres Bewusstsein – weniger Impfungen.
  • Fehlende Vorbilder: Ärzte und Apotheker, Krankenschwestern und Pflegekräfte sind selbst eher Grippeimpfmuffel: In Deutschland lässt sich nur rund ein Viertel von ihnen impfen.

 

Mehr als 20 Millionen Impfdosen hatten die Hersteller in der Saison 2009/2010 ausgeliefert – seitdem ging es rapide bergab. Allein im Folgejahr stand ein Minus von über 15 Prozent in den Büchern. Für die Pharmaunternehmen ist das rein betriebswirtschaftlich bitter.

Aber die wirklichen Kosten des Rückgangs der Impfquoten entstehen woanders – nämlich in den Gesundheits- und Sozialsystemen: Mehr Menschen stecken sich an, mehr ältere Menschen müssen mit Komplikationen ins Krankenhaus, die Kosten für Arztbesuche und Arzneimittel steigen, die Krankheitstage nehmen zu, inklusive der negativen Folgen für die Produktivität. Sollte die große Pandemie doch noch kommen, wäre Deutschland zudem unterversorgt mit Impfstoffen. Hoffen wir, dass wir weiterhin Glück haben.

1 Zahlen von IMS Health und Pharmascope

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