Große Fortschritte in der medikamentösen Behandlung bei psychischen Erkrankungen. Foto: © iStock.com/monkeybusinessimages (Agenturfoto. Mit Model gestellt)
Große Fortschritte in der medikamentösen Behandlung bei psychischen Erkrankungen. Foto: © iStock.com/monkeybusinessimages (Agenturfoto. Mit Model gestellt)

Mehr Lebensqualität dank medikamentöser Behandlung

An psychischen Erkrankungen leiden immer mehr Menschen: Sie gehören aktuell zu den am schnellsten wachsenden Krankheitsbildern. Wie Betroffene mit Hilfe von gezielter Behandlung und Medikamenteneinsatz die Lebensqualität zurückerlangen können – dazu hat Pharma Fakten den Medizinischen Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung Janssen Deutschland, Dr. Michael von Poncet befragt.

Warum sind psychische Erkrankungen heute eine große Herausforderung für die Gesundheitspolitik?

Dr. Michael von Poncet: Fast jeder dritte Mensch leidet Schätzungen zufolge mindestens einmal im Leben an einer psychischen Erkrankung. So eine Diagnose bedeutet für die Betroffenen häufig einen tiefen Einschnitt in ihr Leben. Und neben die schwere Erkrankung tritt oft noch gesellschaftliche Ausgrenzung. 

Die große Anzahl Betroffener hat aber auch gesellschaftliche Auswirkungen. Nehmen wir das Krankheitsbild der Schizophrenie: An dieser komplexen, meist chronisch verlaufenden Erkrankung des Gehirns leiden alleine in Deutschland rund 800.000 Menschen. Etwa ein Viertel von ihnen, über 200.000 Menschen, sind durch Schizophrenie schwer behindert. 

Neben den direkten Kosten für Therapie und Pflege entstehen auch indirekte Kosten durch Arbeits- und Verdienstausfall. Wir sprechen hier von einer enormen ökonomischen Bürde – nicht nur für den individuellen Patienten, sondern für die ganze Gesellschaft. Deswegen ist es wichtig, dass Krankenkassen, Mediziner, Patienten und Gesundheitspolitik konstruktiv zusammenarbeiten. 

Wo werden Fortschritte in der Behandlung und Prävention am deutlichsten sichtbar?

Poncet: Für Patienten ist es ein großer Erfolg, wieder einen Alltag leben zu können, wie sie ihn vor ihrer Diagnose kannten. Daher ist es wichtig, ihre Lebensqualität langfristig zu verbessern. Das geschieht, indem wir Symptome kontrollieren und so versuchen, Rückfälle zu vermeiden. Die Fortschritte erkennen wir an unterschiedlichster Stelle, häufig im Kleinen: Die Reise, die wieder möglich ist, oder der Beruf, den der Patient wieder ausüben kann. Um solche Erfolgsgeschichten sichtbar zu machen, lassen wir Patienten im Rahmen der Initiative „Mehr leben im Leben“ ihre Geschichte erzählen. 

Welche Rolle spielt die medikamentöse Behandlung bei psychischen Erkrankungen? Gibt´s auch hier Fortschritte?

Poncet: Medikamente tragen vor allem dazu bei, Rückfälle zu verhindern. Das ist insbesondere bei Psychose-Patienten eine Herausforderung: Rund 40 Prozent setzen ihre Medikamente nach dem ersten stationären Krankenhausaufenthalt ab. Zwei Jahre nach Beginn der Behandlung nehmen etwa 75 Prozent der Patienten ihre Medikamente nicht mehr oder nur noch unregelmäßig ein. Das Rückfallrisiko für diese Patienten steigt dadurch leider erheblich. Mit Blick auf die medikamentöse Behandlung haben wir in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Lang wirksame Präparate können vor allem jenen Schizophreniepatienten helfen, denen eine tägliche Medikamenteneinnahme Schwierigkeiten bereitet. Dies kann medizinischem Fachpersonal und Betreuern mehr Zeit geben, um sich auf andere wichtige Aspekte in der Behandlung ihrer Patienten zu konzentrieren. Für den Patienten kann das bedeuten, mehr Freiheit zu haben für die Dinge, die ihm wichtig sind.

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