Hepatitis C: Was Heilung kostet

Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) hat sich die Hepatitis C-Verordnungen seit der Einführung der neuesten Generation direkt wirkender antiviraler Medikamente angeschaut. Dabei zeigt sich: Gesamtgesellschaftlich könnten die Ausgaben eine gute Investition in die Zukunft sein. Komischerweise rechnet niemand so. 

Tatsächlich: Die Kurve zeigt die Bruttokosten für die Verordnungen, die seit 2013 zu Lasten der Gesetzlichen Krankenkassen für die Behandlung von Hepatitis C-Infizierten Menschen verschrieben wurden. Sie zeigt nicht die Empörungswelle einer öffentlichen geführten, einseitigen Kostendiskussion. Aber wahrscheinlich könnte man beide Kurven übereinanderlegen. Sie wären wohl deckungsgleich.

Tatsache ist: Das Jahr 2015 war, wenn man sich lediglich die Kosten anschaut, ein „teures“ Jahr. Seitdem geht es mit den Kosten stetig bergab. Wie aber kommt es zu solchen Kosten-Ausschlägen? 

Im Jahr 2014 – und mehr noch 2015 – wurde die Hepatitis C-Behandlung auf den Kopf gestellt. Es anders zu formulieren wäre die Untertreibung des Jahrzehnts. Was 2013 noch eine schwer zu behandelnde Infektionskrankheit war – mit langen Behandlungszeiten, starken Nebenwirkungen und vergleichsweise geringen Heilungsraten – wurde plötzlich heilbar. Heute ist die Faustregel: acht, maximal zwölf Wochen eine Tablette am Tag. Die Heilungsraten liegen jenseits der 98 Prozent. Die Nebenwirkungen sind gering. Weil Ärzte von diesem anstehenden Paradigmenwechsel wussten, „parkten“ sie ihre Patienten bis zur Zulassung der neuesten Generation von Hepatitis C-Medikamenten.

Der Peak war bereits Anfang 2015 überschritten

Deshalb der Kostenschub. Es war nicht nur eine echte Sprunginnovation verfügbar, was per se schon Verordnungen in die Höhe treibt, es gab auch lange Warteschlangen. Allein im Jahr 2015 nahmen knapp 22.000 Patienten Medikamente gegen Hepatitis C, doch der Ausgaben-Peak war bereits im ersten Quartal 2015 erreicht. „Danach gingen die Verordnungszahlen zurück, weil immer mehr Patienten dauerhaft geheilt werden konnten. Im 4. Quartal 2017 lagen die Bruttoverordnungskosten nur noch bei rund 126 Mio. Euro“, schreibt das Zi. Die Kosten der Medikamente sind innerhalb weniger Jahre erheblich gesunken. Denn die behandelnden Ärzte können nun aus mehreren Optionen wählen, was zu einem scharfen Wettbewerb unter den Anbietern geführt hat.

Wenn in diesem Tempo weiterbehandelt wird, sind bald die in Deutschland bekannten Hepatitis C-Patienten geheilt. Leider gibt es noch eine hohe Dunkelziffer, weshalb es dringend geeigneter Screening-Programme bedarf, um die Menschen zu erreichen, die von ihrer Infektion nichts wissen – und deshalb auch andere Menschen anstecken können. Denn das ist das Heimtückische an der Erkrankung: Von der Infektion bis zu einer möglichen Entwicklung einer Leberzirrhose können zehn, aber auch fünfzig Jahre vergehen. Am Anfang aber stehen gar keine oder leichte, grippeähnliche Symptome: Wer soll da auf die Idee kommen, dass eine Hepatitis-Infektion dahintersteckt? Aber nur wer von seiner Infektion weiß, kann behandelt werden. Nur dann kann Deutschland das Ziel der Weltgesundheitsorganisation erreichen, Hepatitis C bis 2030 einigermaßen eliminiert zu haben.

Chronische Hepatitis C-Patienten waren bis 2014 oft Dauerpatienten, die dem Gesundheitswesen und den Sozialkassen hohe Kosten verursacht haben. Die Ausgaben für die neuen Medikamente dürften deshalb gut angelegtes Geld sein. Aber so rechnet niemand.

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