Der Kampf gegen das Coronavirus  die Forschung an Medikamenten sowie Impfstoffen profitiert von Netzwerken  die bereits in den Jahren zuvor aufgebaut wurden. Foto: CC0 (Stencil)
Der Kampf gegen das Coronavirus die Forschung an Medikamenten sowie Impfstoffen profitiert von Netzwerken die bereits in den Jahren zuvor aufgebaut wurden. Foto: CC0 (Stencil)

Schlaganfall und Co.: Cholesterin-Wert im Blick behalten

Was ist eigentlich „schlechtes Cholesterin“? Und was macht es so gefährlich? Im Pharma Fakten-Interview erklärt Dr. Stefan Kropff, Executive Medical Director bei der Amgen GmbH, welche Rolle es bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielt. Er rät: Jeder sollte seinen Cholesterin-Wert kennen.

Fast 40 Prozent aller Sterbefälle gehen in Deutschland auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück (2015: 39%). Sie sind damit Todesursache Nummer 1. Ein erhöhter Spiegel an sog. „schlechtem Cholesterin“ (LDL-Cholesterin) gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren. Doch eine gesunde Lebensweise kann viel bewirken. Reichen eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Verzicht auf Alkohol und Rauchen sowie die Reduktion von Übergewicht nicht aus, um die Cholesterinwerte genügend zu senken, können zudem Medikamente in Frage kommen. Heute stehen einige Therapieoptionen zur Verfügung. Dazu gehören etwa Statine, die die Bildung des LDL-Cholesterins hemmen. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Zellen mehr dieser Blutfette aus dem Blut aufnehmen. Sogenannte Cholesterinresorptionshemmer hemmen die Aufnahme von Cholesterin aus der Nahrung über den Darm. Ein weiteres Beispiel sind PCSK9-Inhibitoren, die seit 2015 verfügbar sind. Sie hemmen gezielt ein Enzym (PCSK9), das eine Rolle im Fettstoffwechsel spielt. Dadurch wird die Aufnahme und der Abbau von LDL-Cholesterin in den Leberzellen gefördert. Im Kampf gegen kardiovaskuläre Erkrankungen gilt es, das „schlechte Cholesterin“ nicht zu unterschätzen. Das wird im Gespräch mit Dr. Stefan Kropff deutlich:

Dr. Stefan Kropff / Foto © Amgen GmbH
Dr. Stefan Kropff / Foto © Amgen GmbH

Was ist „schlechtes“ Cholesterin – im Gegensatz zu „gutem“ Cholesterin?

Dr. Stefan Kropff: Eine Untergruppe der Blutfette namens LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein – Lipoprotein mit geringer Dichte) wird gewöhnlich als „schlechtes Cholesterin“ bezeichnet. Das ist darin begründet, dass die kausale Rolle von hohem LDL-C für kardiovaskuläre Ereignisse außer Frage steht. Es gibt in der gesamten Inneren Medizin keinen Laborparameter, der so umfassend erforscht und in seinen Auswirkungen belegt ist wie LDL-C. Auch die medikamentöse Senkung dieses LDL-C z.B. durch Statine, Ezetimib [Anm. d. Red.: ein Cholesterinresorptionshemmer] oder PCSK9-Hemmer  schlägt sich in geringeren Ereignisraten nieder – eine der ganz großen Erfolgsgeschichten der Arzneimittelforschung der letzten 30 Jahre.

Demgegenüber steht die Beobachtung, dass hohe Spiegel einer anderen Untergruppe der Blutfette namens HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein – Lipoprotein von hoher Dichte) sich eher günstig auf das kardiovaskuläre Risiko auszuwirken scheinen – allerdings ist es bisher nie gelungen, einen günstigen Effekt durch medikamentöse Erhöhung dieses „guten Cholesterins“ nachzuweisen.

In welchem Zusammenhang stehen LDL-Cholesterin und Herz-Kreislauf- Erkrankungen?

Kropff: Das LDL-Cholesterin ist einer der Hauptfaktoren für die Entstehung und das Voranschreiten einer Grunderkrankung des arteriellen Gefäßsystems, der Atherosklerose. Es kann sich als Teil von Ablagerungen, den sogenannten Plaques, in den Gefäßwänden ansammeln und diese Gefäße so verengen. Bei einer Ruptur eines solchen Plaques kann u.U. ein durch Aktivierung der Gerinnung entstehender akuter Verschluss dieses Gefäßes resultieren. Passiert das in einem Herzkranzgefäß, ist das Ergebnis ein Herzinfarkt. Da die Atherosklerose eine Systemerkrankung ist, können sich ähnliche Ereignisse in anderen Gefäßprovinzen manifestieren (z.B. Schlaganfall oder Beinarterien-Verschlüsse).
 

Foto: CC0 (Stencil)
Foto: CC0 (Stencil)

Inwiefern sollte der LDL-Cholesterin-Wert in der Therapie von Herz-Kreislauf-Patienten berücksichtigt werden?

Kropff: Der LDL-Cholesterin-Wert ist einer der wichtigsten beeinflussbaren Parameter zur Einschätzung des Risikos für koronare Erkrankungen. Daher sollte jeder seine Werte kennen und sich über das Zusammenspiel der Cholesterinwerte informieren. Das gilt insbesondere für diejenigen, die schon einmal einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten haben. Wichtig ist dies insbesondere auch für Patienten, die aufgrund einer erblichen Fettstoffwechselstörung, der familiären Hypercholesterinämie, sehr hohe LDL-Cholesterin-Werte haben.

An welchen neuen Therapieansätzen arbeiten Sie aktuell in der Forschung und Entwicklung?

Kropff: Amgen forscht in mehreren Indikationen und mit neuen therapeutischen Modalitäten im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beispielsweise untersuchen wir in früher klinischer Erprobung den Effekt eines neuen Wirkansatzes – sogenannte Small interfering RNA (siRNA) – kleine eingreifende Ribonukleinsäure- Moleküle – auf ein weiteres Lipoprotein, das im Verdacht steht, das kardiovaskuläre Risiko zu erhöhen (Lipoprotein(a) oder Lp(a)). Weitere neue Wirkstoffe befinden sich bereits in später klinischer Entwicklung (Phase III), z. B. für die Therapie der chronischen Herzinsuffizienz.

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