Follikuläres Lymphom: häufig spät diagnostiziert

Zu Beginn haben Patienten meist keine konkreten Beschwerden. Und wenn Symptome auftreten, dann können sie einer Grippe ähneln: Erste Anzeichen sind schmerzlose Lymphknotenschwellungen; manche Betroffene leiden unter Müdigkeit, Nachtschweiß oder etwa Fieber. Die Diagnose „Follikuläres Lymphom“ wird daher häufig erst spät gestellt.

Follikuläre Lymphome (FL) gehören zu den indolenten Non-Hodgkin-Lymphomen (iNHL). Das ist eine Gruppe an bösartigen Erkrankungen, die in der Regel durch eine langsame Progression charakterisiert sind. Sie schreiten also nur langsam fort – und haben oft einen jahrelangen Verlauf. Das Wort „indolent“ bedeutet „schmerzlos“ und wird in der Medizin häufig als Ausdruck für „wenig aggressiv“ verwendet. Das FL ist die häufigste Unterform der iNHL – und gehört mit etwa 112.000 Patienten in Europa doch zu den seltenen Erkrankungen.

Weil FL meist keine konkreten Beschwerden hervorruft, erfahren viele Patienten erst sehr spät von ihrer Erkrankung. Das Durchschnittsalter bei Diagnose liegt bei 65 Jahren. Die Therapie richtet sich nach dem Gesundheitszustand (inkl. Alter) des Patienten und nach dem Stadium der Erkrankung. „Chemotherapie, Immuntherapie und Bestrahlung sind wirksame Formen der Behandlung bei Patienten mit follikulärem Lymphom“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) auf der Online-Plattform Onkopedia. „Allerdings ist eine Heilung nur in den Stadien I und II möglich. In den Stadien III und IV kann die Krankheit wirksam behandelt, aber nicht geheilt werden. Bei diesen Patienten müssen die Risiken einer Behandlung gegen den Nutzen aufgewogen werden.“

Follikuläres Lymphom: Watch & Wait? Foto: CC0 (Stencil)
Follikuläres Lymphom: Watch & Wait? Foto: CC0 (Stencil)

Follikuläres Lymphom: Watch & Wait?

Das bedeutet im Klartext: In den Anfangsstadien, in denen sich nur 10 bis 15 Prozent der Betroffenen befinden, kommt eine Strahlentherapie (evtl. ergänzt mit einem Antikörper) zum Einsatz. Die Krankheit kann so über viele Jahre zurückgedrängt oder gar geheilt werden. Bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium, die keine Beschwerden haben, wenden Ärzte momentan die Strategie „watch & wait“ an – sie beobachten und warten. Eine Therapie ist nicht erforderlich und wird erst beim Auftreten von Symptomen begonnen.

Als Standard kommt bei gutem Allgemeinzustand des Betroffenen dann eine Kombination aus Chemotherapie und monoklonalem Antikörper zum Einsatz – anschließend soll eine sog. Erhaltungstherapie einen Rückfall möglichst verhindern. Die mediane Überlebenszeit bei Patienten mit FL liegt – ab Diagnosestellung – bei acht bis zwölf Jahren. Onkologe Prof. Dr. med. Manfred Hensel bestätigt im Interview mit dem Ärzteportal esanum: „Die Lebenserwartung ist verglichen mit vielen anderen Krebserkrankungen eher gut. Die Patienten leben häufig auch ohne Therapie viele Jahre mit der Erkrankung […].“ 

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