Das „Ebola+“-Programm der IMI: Es wurden Projekte gefördert  die an Impfstoffkandidaten forschten und diagnostische Tests entwickelten. Foto: ©iStock.com/Motortion
Das „Ebola+“-Programm der IMI: Es wurden Projekte gefördert die an Impfstoffkandidaten forschten und diagnostische Tests entwickelten. Foto: ©iStock.com/Motortion

Gemeinsam gegen Ebola: „Die Welt war nicht bereit für einen solchen Krankheitsausbruch“

In den Jahren 2014 und 2015 ereignete sich in Westafrika der bislang größte Ebolafieber-Ausbruch in der Geschichte. Genau in dieser Zeit riefen die Verantwortlichen der Innovative Medicines Initiative (IMI) – eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen Europäischer Union und europäischer Pharmaindustrie – das „Ebola+“-Programm ins Leben. In diesem Rahmen wurden 12 Projekte gefördert, die u.a. an Impfstoffkandidaten forschten und diagnostische Tests entwickelten.
Ebola ging von kleinen Dörfern auf größere Gemeinden & Städte über. Foto: ©iStock.com/Avatar_023
Ebola ging von kleinen Dörfern auf größere Gemeinden & Städte über. Foto: ©iStock.com/Avatar_023

In Guinea, Liberia und Sierra Leone erkrankten 2014 und 2015 über 28.000 Menschen an Ebola – eine schwere Infektionskrankheit, die mit Fieber und erhöhter Blutungsneigung einhergeht. Mehr als 11.000 Betroffene verstarben. „Vor 2014 trat das Virus stellenweise in Afrika auf; es tötete vergleichsweise wenige Menschen“, schreibt Pierre Meulien, Geschäftsführer der IMI, in einem Beitrag auf der IMI-Webseite.

Doch irgendwann ging das Virus von kleinen Dörfern auf größere Gemeinden und schließlich Städte über. „Es gab keine zugelassene Impfung, keine anti-viralen Behandlungsmöglichkeiten, keine Schnelltests zur Diagnose“ – all das sind entscheidende Instrumente im Kampf gegen eine Pandemie.

„Die Sterblichkeitsrate wurde auf ca. 50 Prozent beziffert. Man erkannte kollektiv: Die Welt war nicht bereit für einen solchen Krankheitsausbruch. Es handelte sich um ein Problem, dem Afrika nicht allein gegenübertreten konnte.“

„Ebola+“-Programm der IMI

Foto: ©iStock.com/Motortion
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Das war die Geburtsstunde von „Ebola+“, ein Programm der IMI, das im ersten Schritt und innerhalb weniger Wochen mit einem Gesamtbudget von über 200 Millionen Euro acht Projekte auf den Weg brachte. Im Dezember 2015 kamen vier weitere Projekte hinzu. Meulien erinnert sich: „Für die Wissenschaftler war von Anfang an klar, dass sie nicht nur an Impfstoffkandidaten arbeiten mussten, sondern dass das Hand in Hand mit einem Umdenken in der Impfstoffherstellung gehen musste. Wie konnten wir die Produktion von Millionen von Impfstoffdosen im Notfall steigern?“

Insgesamt decken die zwölf Projekte von „Ebola+“ ein breites Spektrum ab, um die verschiedenen Herausforderungen im Kampf gegen Ebola anzugehen. „EBOVAC 1“ (2014-2021), „EBOVAC 2“ (2014-2019) und „EBOVAC 3“ (2018-2023) z.B. untersuchen in diversen klinischen Studien die Sicherheit und Verträglichkeit eines Impfstoffkandidaten, der aus zwei unterschiedlichen Dosen besteht. Ein anderes Projekt (2014-2017) setzte sich damit auseinander, wie man die Entwicklung und Herstellung von einem solchen Impfstoff beschleunigen kann. Das Ziel von „EBODAC“ (2014-2019) war es, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, um die Akzeptanz von neuen Vakzinen zu fördern. Denn: „Das Stigma, das Ebola umgibt, sowie ein Misstrauen gegenüber Impfstoffen im Allgemeinen könnte viele Menschen davon abhalten, sich impfen zu lassen“, erklärt die IMI.

Von großer Bedeutung war zudem die Entwicklung von Tests, die Ebola schnell diagnostizieren und von anderen Erkrankungen unterscheiden können. Das FILODIAG-Projekt (2015-2017) beispielsweise brachte einen Test hervor, der innerhalb von 15 Minuten das Ergebnis anzeigt.

Schnell auf Pandemien reagieren

Parallel zum „Ebola+“-Programm begann IMI die „Zoonose Anticipation and Preparedness Initiative“ (ZAPI) auf die Beine zu stellen – Pharma Fakten berichtete. Im Fokus stehen dabei drei Viren mit pandemischem Potential, anhand derer modellhaft untersucht wird, wie möglichst schnell auf neue Krankheitsausbrüche reagiert werden kann. Meulien weiß: „Die Unvorhersehbarkeit von Krankheitsausbrüchen wird bleiben.“ Bereitet man sich auf eine Epidemie mit dem MERS-Virus vor, könne man davon ausgehen, dass es nachher nicht MERS ist, welches die Bevölkerung bedroht, so der Experte. Aber immerhin verfüge man dank der IMI-Projekte nun über die benötigten Plattformen und Instrumente, um sich nicht nur Ebola, sondern auch anderen neuen Erkrankungen zu stellen. „Es kann sein, dass uns eine Zukunft bevorsteht, in der große Ausbrüche normal sind. Die gute Nachricht ist: Noch nie waren wir in einer so guten Position wie jetzt, um dagegen anzukämpfen.“

Zu verdanken ist das dem Instrument der öffentlich-privaten Partnerschaft: Die Zusammenarbeit verschiedener Akteure ermöglicht es, derartige globale Herausforderungen wirksam anzugehen. Dazu bringt die IMI in ihren zahlreichen Projekten Wissenschaftler von Universitäten, Forschungseinrichtungen und der pharmazeutischen Industrie sowie Patientenorganisationen, kleine und mittlere Unternehmen oder Behörden zusammen. „Wegen IMI konnte Europa so schnell [auf den Ebola-Ausbruch] reagieren“, weiß auch Meulien. 

Übrigens: Vergangene Woche hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung des weltweit ersten Ebola-Impfstoffes empfohlen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach von einem „bedeutenden Meilenstein“. Auch diese Vakzine war und ist Forschungsgegenstand von „Ebola+“-Projekten der IMI.

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