Sepsis: Häufiger als bisher angenommen

Geschätzte 50 Millionen Menschen weltweit hatten im Jahr 2017 eine Sepsis – und 11 Millionen davon erlagen ihrer Blutvergiftung. Das ist doppelt so viel wie bisher angenommen. Das geht aus einer Studie hervor, die das Fachblatt The Lancet veröffentlicht hat.

Das mit der Sepsis ist gar nicht so einfach. Weil sie sich aus einer anderen Infektion (54 Prozent der Fälle) oder einer nicht-übertragbaren Krankheit wie z.B. Diabetes Mellitus (41 Prozent) entwickelt bzw. Folge einer Verletzung sein kann (5 Prozent), schafft sie es oft nicht als Todesursache in die Statistik. Auch das dürfte ein Grund sein, warum man ihre Krankheitslast bisher offenbar dramatisch unterschätzt hat. Fast 50 Millionen Menschen, so die Schätzung, haben sich im Jahr 2017 weltweit eine Sepsis zugezogen – immerhin so viele Menschen, wie in Spanien leben. 11 Millionen von ihnen starben an den Folgen. Die Studie „Global, regional, and national sepsis incidence and mortality, 1990–2017“ belegt, dass man die Krankheitslast durch Sepsis erheblich unterschätzt hat – man ging bisher von rund 19 Millionen Fällen aus. Und rund fünf Millionen Toten.

Dabei dürfte Experten schon länger klar gewesen sein, dass dieses Zahlenwerk auf wackligen Beinen stehen musste; es basierte auf den Zahlen, die aus Krankenhausdaten in sieben Ländern mit höherem Einkommen hochgerechnet wurden und nur Erwachsene berücksichtigte. Die Lancet-Studie liefert nun das erste Mal belastbare Zahlen aus 195 Ländern und 23 verschiedenen Altersgruppen. Dabei haben die Wissenschaftler festgestellt, dass die meisten Sepsisfälle in Afrika südlich der Sahara und in Teilen Asiens auftreten; laut der Sepsis-Stiftung in „Regionen, die am wenigsten dafür ausgestattet sind, Sepsis vorzubeugen, zu erkennen, zu behandeln oder Sepsis-Überlebende mit langfristigen gesundheitlichen Folgen angemessen zu versorgen.“ Und sie stellten fest, dass die Hälfte der Fälle Kinder betreffen. Die aber schaffen es nicht in die Statistik, wenn man wie bisher nur Erwachsene zählt.

Sepsis: Auch Deutschland kommt nicht gut weg

Auch Deutschland kommt in Sachen Sepsis nicht gut weg, wie Prof. Dr. Konrad Reinhart, Mitautor der Publikation, Vorsitzender der Sepsis-Stiftung und Präsident der Global Sepsis Alliance, feststellt.

Hierzulande geht man ebenfalls davon aus, dass die Erkrankung unterschätzt wird; die Sterblichkeit sei in Deutschland zudem doppelt so hoch wie in Australien, England oder den USA. Dabei kann diese durch Früherkennung und Einhaltung von Behandlungsstandards „erheblich gesenkt werden“, wie die Sepsis-Stiftung betont. Experten gehen davon aus, dass hierzulande rund 20.000 Todesfälle pro Jahr vermieden werden könnten (Pharma Fakten berichtete). Das zeigt das Beispiel der Uniklinik Greifswald, wo man durch konsequentes Qualitätsmanagement mit dem Fokus auf frühe Diagnose und schnelle Therapie („Sepsis-Dialog“) die Chancen der betroffenen Patienten, eine Blutvergiftung unbeschadet zu überstehen, erheblich verbessert hat.

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