Fortschritte in der Krebsbekämpfung?

„Mehr Menschen denn je sterben an einer Tumorerkrankung“, schreibt der Ökonom Max Roser in einem Onlineartikel der Universität Oxford. 2017 waren das weltweit 9,6 Millionen Menschen. Immer bessere Diagnosemöglichkeiten, innovative, zielgerichtete Therapien: Das soll alles nichts gebracht haben? Doch: Denn die sogenannte altersstandardisierte Sterberate sinkt. Das Bevölkerungswachstum und die Alterung sind Gründe, warum die Zahl der Todesfälle trotzdem steigt.

1990 starben 5,7 Millionen Menschen weltweit an Krebs. 27 Jahre später waren es 66 Prozent mehr (s. Grafik). „Aber in einer Welt mit mehr Menschen, wundert es nicht, dass mehr Menschen sterben“, so Roser. Die Zahl der gesamten Todesfälle pro Jahr – unabhängig von ihrer Ursache – stieg zwischen 1990 und 2017 von 46 Millionen auf 56 Millionen. „Um zu beurteilen, ob wir Fortschritte in Sachen Krebs machen, können wir nicht allein auf die Zahl der absoluten Todesfälle bauen“. Denn: Sie berücksichtigt nicht, dass gleichzeitig auch immer mehr Menschen nicht an einem Tumor sterben.

„Aus diesem Grund untersuchen Gesundheitsstatistiker die Zahl der Todesfälle im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße – die Sterberate“, erklärt der Ökonom auf der Webseite „Our World in Data“. Und aus dieser Sterberate wird ersichtlich: „Wenn die Weltbevölkerung nicht größer geworden wäre, dann wäre die Zahl der Krebstodesfälle nicht um 66 Prozent […], sondern nur um 17 Prozent gestiegen“.

Foto: CC0 (Stencil)
Foto: CC0 (Stencil)

Krebs: eine Alterskrankheit

Doch es gibt noch einen weiteren Faktor, den es zu beachten gilt: „Krebs tötet vor allem ältere Menschen“. Nicht umsonst sprechen Experten oft auch von einer „Alterskrankheit“. Roser bestätigt: „Von denen, die 70 Jahre und älter sind, stirbt jedes Jahr ein Prozent an einem Tumor.“ Bei unter 50-Jährigen ist die Sterberate mehr als 40-mal niedriger.

Die Weltbevölkerung wächst nicht nur – sie wird auch immer älter. Früher starben weniger Menschen einem Krebsleiden, weil sie das Alter, in dem eine Tumorerkrankung wahrscheinlicher wird, gar nicht erreichten. Hier kommt die sogenannte „altersstandardisierte Sterberate“ ins Spiel: Sie sagt aus, wie hoch die Sterberate wäre, wenn sich die Altersstruktur der Bevölkerung über die Zeit nicht verändert hätte. In Bezug auf Krebs heißt das: Sie wäre weltweit um 15 Prozent seit 1990 gesunken.

Weniger Tabaktote, steigende Überlebensraten

Lungenkrebs: Anteil der Rauchenden nimmt weltweit ab. Foto: CC0 (Stencil)
Lungenkrebs: Anteil der Rauchenden nimmt weltweit ab. Foto: CC0 (Stencil)

Roser weist zudem auf zwei weitere Trends hin: Der Anteil der Menschen, die rauchen, nimmt weltweit ab – gerade in wohlhabenderen Regionen. „Wir beobachten in vielen Ländern einen starken Rückgang der Sterberaten bei Lungenkrebs“. Und: Die Fünf-Jahres-Überlebensraten von Tumorpatienten steigen – u.a. aufgrund früherer Diagnose- und verbesserter Therapiemöglichkeiten.

„Angesichts der Tatsache, dass Krebs eines der größten Gesundheitsprobleme der Welt ist, spiegelt eine 15-prozentige Verbesserung in 27 Jahren keinen riesigen Erfolg wider. Aber es zeigt, dass die Welt langsam Fortschritte macht“.

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