Krebs in der EU: Die Todesraten fallen

Eine Vorhersage für das Jahr 2020 zeigt: Die Krebstodesraten in Europa fallen weiter – bei Männern stärker als bei Frauen.

1.428.800 Menschen. So viele werden in der Europäischen Union in diesem Jahr an Krebs sterben. Es ist ein Plus von fast fünf Prozent. Das sagt das Wissenschaftler-Team um die Italienerin Dr. Greta Carioli von der Universität Mailand voraus. Ihre Untersuchung „European Cancer Mortality Predictions” ist in den Annals of Oncology erschienen. 1,4 Millionen – das ist eine Stadt der Größe Münchens.

Die Zahl der Todesfälle steigt, weil Europas Bevölkerung altert. Günstiger sieht das Geschehen aus, schaut man sich die Todesraten an. Das ist kein Widerspruch, denn die Todesraten sind „altersadjustiert“. In ihnen ist der Alterungsfaktor herausgerechnet. So lässt sich zeigen, ob die Fortschritte in Krebsprävention, -diagnose und -behandlung überhaupt einen Effekt haben (Pharma Fakten berichtete).

Ohne das Rauchen sähe die Krebsstatistik deutlich besser aus. CC0 (Stencil)
Ohne das Rauchen sähe die Krebsstatistik deutlich besser aus. CC0 (Stencil)

Tabakkonsum: Jeder fünfte Krebstote in Europa

Deshalb zeigt die Studie, dass der Kampf gegen Krebs in Europa immer erfolgreicher geführt wird. Im Vergleich zu 2015 sagen die Vorhersagen für 2020 voraus, dass die Todesraten sinken; bei Männern (-5,4 %) stärker als bei Frauen (-4,1 %). Das liegt unter anderem am Rauchen. Denn während die (doppelt so hohen) Todesraten von Lungenkrebs bei Männern seit Jahren fallen, steigen sie bei Frauen weiterhin an. Mit 15,1 Toten auf 100.000 Frauen ist die Rate mittlerweile höher als bei Brustkrebs (13,5/100.000).

Deshalb gilt: Ohne das Rauchen sähe die Krebsstatistik deutlich besser aus. Jeder fünfte Krebstote in der EU ist ein Lungenkrebstoter. Die Wissenschaftler mahnen deshalb an, dass die Eindämmung des Tabakkonsums eine hohe Priorität bleiben muss: „Tabak bleibt die Hauptursache für Krebssterblichkeit in Europa.“ Nach unten bewegen sich in Europa die Todesraten bei Prostatakrebs; „vor allem aufgrund von therapeutischen Fortschritten und früher Diagnose.“

Die Autoren um Dr. Carioli machen darauf aufmerksam, dass ihre Daten mit Vorsicht zu betrachten sind; so haben sie sich in ihrer Untersuchung z. B. nur auf die „großen“ Krebsarten konzentriert. Aber die Studie reiht sich ein in verschiedene weitere Veröffentlichungen aus Europa und den USA, die zeigen, dass die Krebsbehandlung offensichtlich immer besser wird.

Trotzdem: Krebs ist und es bleibt auch trotz aller Fortschritte „eine gewaltige gesellschaftliche und medizinische Herausforderung“, wie es der Onkologe an der Charité, Professor Christoph von Kalle formuliert. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen hat er deshalb die „Vision Zero“ aus der Taufe gehoben. Das Credo: Jeder Krebstote ist einer zu viel.

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