Masern in Europa: An Zurücklehnen ist nicht zu denken

Das Jahr 2019 verzeichnete 13.200 Masernfälle in den EU/EWR-Ländern und 2020 schließt mit etwa 1.000 neuen Fällen in nur zwei Monaten daran an. An Zurücklehnen im Kampf gegen Masern ist nicht zu denken, auch wenn die Zahlen im Vergleich zu 2017/18 gesunken sind.

Die Daten von Europas Seuchenschutzbehörde European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) bringen es an den Tag: Im Vergleich zu den Jahren 2017 und 2018 sind die Masernfälle in den EU/EWR-Ländern gesunken. Während vorher noch circa 18.000 Fälle pro Jahr verzeichnet wurden, schreibt das Jahr 2019 13.400 Erkrankte (s. Grafik). „Obwohl es Mut macht, dass die Zahl der Masernfälle in den EU/EWR-Ländern zurückgeht, ist es noch nicht die Zeit für Nachlässigkeit“, kommentierte Andrea Ammon, die Direktorin von ECDC. Denn ein Blick zurück zeigt, dass es schon deutlich weniger Masernfälle gegeben hat: 2015 gab es 4.000 belegte Fälle und 2016 sogar nur 600. EWR steht für den Europäischen Wirtschaftsraum und schließt neben den EU-Mitgliedsstaaten die Länder Norwegen, Island und Liechtenstein ein. Insgesamt sind in die Untersuchung Daten von 30 europäischen Ländern eingeflossen.

Das Masernvirus. Foto: ©iStock.com/Dr_Microbe
Das Masernvirus. Foto: ©iStock.com/Dr_Microbe

Masern-Impfung: Das Ziel – Herdenimmunität

„Die Ausbreitung der Masern in den EU/EWR-Ländern unterstreicht die Bedeutung kontinuierlicher Bemühungen, die Abdeckung routinemäßiger Impfprogramme für Kinder zu verbessern und Immunitätslücken bei Jugendlichen und Erwachsenen zu schließen, die in der Vergangenheit die Impfung verpasst haben“, erklärt Andrea Ammon weiter. Denn: Das Masernvirus ist, anders als gemeinhin wahrgenommen, keine Kinderkrankheit.

Die Grafik (s. oben) zeigt, dass fast die Hälfte (48,1 %) der Fälle 2019 über zwanzig Jahre alt waren. Für Kinder und Säuglinge kann eine Erkrankung im schlimmsten Fall tödlich enden, aber auch im Alter ist es eine ernst zu nehmende Infektion, vor der man sich durch eine Impfung schützen kann. Ziel ist die Herdenimmunität – ein Gemeinschaftsschutz, der bei Masern bei einer Impfquote von 95 Prozent erreicht ist. Nur so werden auch diejenigen in der Gesellschaft geschützt, die aus verschiedenen Gründen keine Impfung erhalten können, wie zum Beispiel Säuglinge oder Menschen mit Vorerkrankung.

Europa läuft seinem selbstgesteckten Ziel, die Masernerkrankung auszurotten, weiter hinterher. Gerade in der aktuellen Situation, in der das Gesundheitssystem durch die Corona-Virus-Pandemie an seine Grenzen stoßen kann, ist es wichtig, dass andere Gesundheitsprobleme wie das Masernvirus konsequent behandelt werden, betont ECDC-Direktorin Ammon.

Das Ziel: Herdenimmunität. CC0(Stencil)
Das Ziel: Herdenimmunität. CC0(Stencil)

„Die bestmögliche Abdeckung durch Impfungen ist unter den gegenwärtigen Umständen entscheidend, um Masernausbrüche und andere durch Impfstoffe vermeidbare Krankheiten zu verhindern“, erklärt die Direktorin von ECDC. Denn in einer Pandemie ist es wichtig, zusätzlichen Gesundheitsgefahren aus dem Weg zu gehen, nicht nur um Krankenhäuser und Arztpraxen zu entlasten, sondern weil sich ein gesunder Körper besser gegen Covid-19-Infektionen schützen kann, als einer, der zusätzlich noch andere Viren bekämpfen muss.

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