Arzneimittelentwicklung: Ohne Industrie geht es nicht

Allein mit öffentlichen Geldern würde kaum ein Arzneimittel ans Krankenbett gelangen. Ein Bericht des Beratungsunternehmens Vital Transformation zeigt, wie essenziell Investitionen aus dem privaten Sektor für die Entwicklung neuer Therapien sind.

Die US-amerikanische „National Institutes of Health“ (NIH) ist die größte Behörde zur Forschungsförderung weltweit. Laut „Vital Transformation“ ist sie wichtigster Geldgeber für biomedizinische Grundlagenforschung. In dem Bericht des Beratungsunternehmens heißt es: „Diese Forschung ist essenziell für jeglichen medizinischen Fortschritt; auch für die Entwicklung von Medikamenten. Aber sie ist nicht die Arzneimittelentwicklung.“ Hier kommt die Pharmaindustrie ins Spiel: Ihre Rolle besteht hauptsächlich darin, die Forschung durchzuführen, die notwendig ist, „um die Grundlagenforschung in sichere und wirksame Therapien zu übersetzen, die Patient:innen zur Verfügung gestellt werden können“.

Manche Menschen treffen allerdings „die falsche Annahme, dass hauptsächlich die Gelder der NIH – nicht die Investitionen aus dem privaten Sektor – verantwortlich für die Entwicklung und Zulassung neuer Therapien sind“. Vital Transformation hat sich daher die Fördermittel, die 2000 von NIH bewilligt wurden, genauer angeschaut: Insgesamt 23.230 Fördermittel aus diesem Jahr stehen demnach in Zusammenhang mit 18 Arzneimitteln, die bis 2020 eine Zulassung der US-amerikanischen Behörde FDA erhielten. „Keines dieser Medikamente erhielt eine Zulassung ohne bedeutende Investitionen aus dem privaten Sektor.“ Während sich die öffentlichen Gelder (NIH) für die zugrundeliegende Forschung auf 670 Millionen US-Dollar beliefen, summierten sich die Investitionen des Privatsektors auf insgesamt 44,2 Milliarden US-Dollar (s. Grafik).

Hinzu kommt: Die Analyse von Vital Transformation bezieht sich lediglich auf jene Medikamente, in deren Förderung die Behörde NIH in irgendeiner Form involviert war. Laut dem Beratungsunternehmen ist das allerdings nur bei einer Minderheit aller zugelassenen Präparate der Fall.

Forschung: Essenziell für medizinischen Fortschritt. ©iStock.com/Vladimir Borovic
Forschung: Essenziell für medizinischen Fortschritt. ©iStock.com/Vladimir Borovic

Öffentliche und private Forschung: Ein Ökosystem

Beim US-amerikanischen Pharmaverband PhRMA ist dazu passend zu lesen: „Im Jahr 2018 investierte die biopharmazeutische Industrie 102 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung (F&E) – mit hundertprozentigem Fokus auf die Arzneimittelentwicklung. Gleichzeitig betrug das gesamte NIH-Budget 2018 35,4 Milliarden US-Dollar“; nur acht Prozent davon ging in Forschungsprojekte, die direkt mit der Entwicklung von Arzneimitteln im Zusammenhang standen.

„Die Regierung erforscht, entwickelt und stellt nicht einfach von allein Impfstoffe oder andere neue Therapien her“, heißt es seitens PhRMA. Dabei geht es nicht um ein „Gegeneinander“ von „öffentlich“ und „privat“: Der Pharmaverband betont vielmehr, dass öffentlich geförderte Forschung die Investitionen des privaten Sektors beeinflusst – sodass letztlich „die Ressourcen, die wissenschaftliche Expertise, die F&E sowie die Herstellungs- und technologischen Plattformen biopharmazeutischer Firmen zum Tragen kommen, um Medikamente auf den Markt zu bringen“.

Auch Vital Transformation spricht von einer „komplementären Rolle“, die private und öffentliche Forschungsförderung jeweils einnehmen – und verweist zugleich auf die „bedeutenden langfristigen Investitionen“, die die Industrie „ohne die Garantie einer Zulassung“ trägt. „Tatsächlich werden nur zwölf Prozent der Präparate in klinischer Entwicklung von der FDA zugelassen.“ Das Fazit: „Eine Politik, die Investitionen aus dem privaten Sektor durch öffentlich geförderte Arzneimittelentwicklung ersetzen möchte oder die die Fähigkeit der Industrie, auf öffentlich geförderten Entdeckungen aufzubauen, um Medikamente auf den Markt zu bringen, reduziert, würde vermutlich die Entwicklung von Arzneimitteln verlangsamen.“

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