Die Impfung ist der beste Schutz gegen COVID-19. Doch für über drei Millionen Menschen gilt: Sie funktioniert aufgrund ihres Gesundheitszustands entweder nur unzureichend oder gar nicht. Eine Lösung sind monoklonale Antikörper. Foto: ©iStock.com/Inside Creative House
Die Impfung ist der beste Schutz gegen COVID-19. Doch für über drei Millionen Menschen gilt: Sie funktioniert aufgrund ihres Gesundheitszustands entweder nur unzureichend oder gar nicht. Eine Lösung sind monoklonale Antikörper. Foto: ©iStock.com/Inside Creative House

COVID-19: Antikörper für gefährdete Patient:innen

Die Impfung ist der beste Schutz gegen COVID-19. Doch für über drei Millionen Menschen in Deutschland gilt: Die aktive Immunisierung funktioniert aufgrund ihres Gesundheitszustands entweder nur unzureichend oder gar nicht. Doch auch für sie wird geforscht. Monoklonale Antikörper helfen dem Immunsystem, den entsprechenden Schutz aufzubauen.

Es gibt diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen; etwa, weil für sie „COVID-19“ nur ein Synonym für „Schnupfen“ ist. Oder weil sie den Impfstoffen nicht trauen. Oder weil sie überhaupt den ganzen „Wirbel“ nicht verstehen; man habe schließlich ein gutes Immunsystem. Dann gibt es diejenigen, die sich nicht impfen lassen können; etwa Kleinkinder, weil für sie (noch) keine ausreichenden Daten zur Sicherheit zur Verfügung stehen.

Aus gesundheitlichen Gründen: Nicht jeder kann sich impfen lassen. 
Foto: ©iStock.com/Prostock-Studio
Aus gesundheitlichen Gründen: Nicht jeder kann sich impfen lassen.
Foto: ©iStock.com/Prostock-Studio

Und schließlich gibt es diejenigen, die sich zwar impfen lassen, aber bei denen die Wirkung der Vakzine aufgrund einer Vorerkrankung nur wenig oder gar keinen Schutz aufbaut. Das sind beispielsweise Menschen,

  • die an Blutkrebs oder einer anderen Krebsart erkrankt sind,
  • die mit einer Chemotherapie behandelt werden,
  • die sich wegen Nierenversagens einer Dialyse unterziehen müssen,
  • die nach einer Organtransplantation bestimmte Medikamente einnehmen,
  • die immunsupprimierende Medikamente gegen Krankheiten wie Multiple Sklerose, Lupus und rheumatoide Arthritis erhalten.

In Deutschland sind das rund 3,3 Millionen – das ist ziemlich genau die Einwohnerzahl von Hamburg und München zusammengenommen. Für sie alle gilt: „Jedes Zusammentreffen mit Mitmenschen, jede Umarmung von Familienangehörigen, jedes Einkaufen, jeder Aufenthalt am Arbeitsort, jeder Kino-, Café- oder Restaurantbesuch kann für diese Gruppe zum höchsten gesundheitlichen Risiko werden“, sagt Dr. Michael Seewald, Medizinischer Direktor des forschenden Pharmaunternehmens AstraZeneca.

Impfen: Wenn die aktive Immunisierung an ihre Grenzen stößt

Der Hintergrund: Eine aktive Immunisierung gegen Infektionen mit SARS-CoV-2 – also die Impfung – ist zwar „neben der Reduktion des Expositionsrisikos die wirksamste Prävention vor COVID-19 und schweren Verläufen“, heißt es in dem Positionspapier „SARS-CoV-2 Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) mit neutralisierenden monoklonalen Antikörpern“, das verschiedene medizinische Fachgesellschaften unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie verfasst haben. „Doch die Wirksamkeit setzt ein funktionierendes Immunsystem voraus, welches in der Lage ist, eine adäquate Immunreaktion nach der Impfung aufzubauen.“ Genau das ist für die oben genannten Betroffenen das Problem. Sie haben ein hohes Risiko „für ein serologisches Impfversagen“. Bei ihnen stößt das Konzept der aktiven Immunisierung, bei dem die Vakzine den Körper trainiert, sich gegen bisher unbekannte Krankheitserreger zu wehren, an seine Grenzen. Das ist für die Betroffenen keine gute Nachricht: „Gleichzeitig haben diese Patientengruppen das höchste Risiko für schwere oder tödliche COVID-19 Verläufe“, so die Fachleute.

SARS-CoV-2 Prä-Expositionsprophylax für gefährdete Patient:innen. 
Foto: ©iStock.com/nito100
SARS-CoV-2 Prä-Expositionsprophylax für gefährdete Patient:innen.
Foto: ©iStock.com/nito100

Dem setzt die Wissenschaft das Konzept der passiven Immunisierung entgegen. Im Gegensatz zur Impfung setzt sie nicht auf Training. Vielmehr ersetzen die verabreichten monoklonalen Antikörper das, wozu das geschwächte Immunsystem nicht in der Lage ist, erklärt Mediziner Dr. Seewald. Es sind hochspezialisierte Abwehrstoffe. „Hierdurch wird eine sofortige Schutzwirkung gegen Viren induziert, die zwischen 40 Tagen und sechs Monaten anhalten kann. Für Menschen, bei denen Impfungen nicht oder nicht ausreichend wirken, stellt die passive Immunisierung eine Möglichkeit zum sofortigen Schutz gegen Viren dar.“

Antikörper: Schutz für vulnerable Patient:innen

Klinische Studien zeigen: „Die Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit von langwirksamen Antikörperkombinationen zur Prävention von COVID-19 belegen ein reduziertes Risiko für die Entwicklung einer symptomatischen COVID-19-Erkrankung – bei gleichzeitig langwirksamem Schutz und allgemein guter Verträglichkeit“, sagt Dr. Seewald. „Patient:innen, die keine ausreichende Immunantwort auf eine Corona-Schutzimpfung bilden, sind dem Virus nahezu schutzlos ausgeliefert. Das vielversprechende Potenzial von Antikörperkombinationen zum prophylaktischen Schutz immungeschwächter Patient:innen kann hierbei ein wichtiger Meilenstein sein.“

Impfung, Prophylaxe und Arzneimittel – zu Beginn der Pandemie vor zwei Jahren hätte kaum jemand sein Geld darauf verwettet, dass in so kurzer Zeit ein so breites, wirksames und sicheres Instrumentarium gegen diese größte Gesundheitskrise in der Geschichte der Menschheit zur Verfügung stehen würde. Dass die Omikron-Welle relativ milde Auswirkungen hat, mag auch daran liegen, dass diese Ausgabe des SARS-CoV-2-Virus harmloser ist. Aber sicher ist auch: Ohne die Tatsache, dass so viele Menschen bereits geimpft sind, ohne das wachsende Angebot wirksamer Arzneimittel wäre der Schrecken, den dieses Virus verbreitet, ungleich größer.

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