"Superbugs": Über 30.000 Tote durch gegen Antibiotika resistente Keime in Europa. Foto: CC0 (Stencil)
"Superbugs": Über 30.000 Tote durch gegen Antibiotika resistente Keime in Europa. Foto: CC0 (Stencil)

Die Macht des Wissens

54,3 Prozent der Deutschen verfügen laut einer repräsentativen Befragung über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Das bedeutet: Sie haben erhebliche Schwierigkeiten, mit gesundheitsrelevanten Informationen z.B. zu Therapien oder Krankheiten umzugehen. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen – und auf die Gesellschaft als Ganzes. Ein „Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ soll Abhilfe schaffen.

„Bildung und Gesundheitskompetenz sind grundlegende Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlbefinden in der modernen Gesellschaft“, schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem Bericht. Dass diese Aussage stimmt, zeigt eine sogenannte „Health Literacy Studie“ der Universität Bielefeld. Demnach verfügen Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz nach ihrer eigenen Einschätzung häufiger über einen schlechten Gesundheitszustand als Menschen mit höherer Gesundheitskompetenz. Auch fühlen sie sich durch ihre gesundheitlichen Probleme im Alltag oft eingeschränkter und leben ungesünder (in Bezug auf Ernährung und körperliche Aktivität).

Das ist nicht nur schlecht für die Patienten, sondern auch für die Gesellschaft: Die WHO schätzt, dass drei bis fünf Prozent der Gesundheitsausgaben durch mangelnde Gesundheitskompetenz verursacht werden. „Allein für Deutschland bedeutet dies etwa 9 bis 15 Milliarden Euro“, so das Bundesgesundheitsministerium. Das passt zu den Ergebnissen der Studie der Uni Bielefeld: Demnach nehmen Menschen mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz das Gesundheitssystem etwa in Form von Krankenhausaufenthalten häufiger in Anspruch.

Welche Impfung brauche ich?

Warum das so ist? Mangelnde Gesundheitskompetenz hat Auswirkungen auf viele Bereiche. So findet es fast jeder dritte Befragte (31,3 %) „sehr“ oder „ziemlich“ schwierig zu beurteilen, welche Impfungen er eventuell braucht. Fast jeder Fünfte (18 %) hat Probleme zu verstehen, warum Impfungen notwendig sind. Das Robert Koch-Institut (RKI) betont hierzu immer wieder, dass sie in Sachen Krankheitsvermeidung „zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen gehören, die in der Medizin zur Verfügung stehen“.

Anderes Beispiel: Immerhin noch 8,7 Prozent der Deutschen finden es sehr oder ziemlich schwierig, den Anweisungen für die Einnahme von Medikamenten zu folgen. Weil die gesamten Ergebnisse der Studie auf einer Selbsteinschätzung der Befragten beruhen, ist die Dunkelziffer vermutlich höher. Einnahmefehler, eine geringe Therapietreue und ein schlechterer Behandlungserfolg können die Folge sein.

Insgesamt bescheinigt sich mehr als jeder zweite Deutsche eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz – besonders betroffen sind u.a. Menschen mit Migrationshintergrund, mit geringem Bildungsniveau oder in höherem Alter. Es besteht dringend Handlungsbedarf.

Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz 

Seit Februar dieses Jahres gibt es einen „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“. Damit „liegt nun ein wissenschaftlicher Leitfaden vor, der den Verantwortlichen in Politik, Wissenschaft und Praxis zeigt, wie die Gesundheitskompetenz in unserem Land gestärkt werden kann“, erklärte der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zu dessen Veröffentlichung.

Der Aktionsplan benennt Felder mit dringendem Handlungsbedarf und 15 konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der Situation. Es gehe um „Bildung und Erziehung, um Verbraucherverhalten und Ernährung, um Wohnen und Arbeiten, um den Umgang mit Medien, aber auch um mehr Verständlichkeit im Austausch zwischen Ärztinnen und Ärzten und ihren Patientinnen und Patienten“, so Gröhe. So sollten etwa Initiativen gefördert werden, die Medikamentenregime vor allem bei Menschen mit mehreren Erkrankungen verstehbar machen – beispielsweise, indem Packungsbeilagen in verständlicher und einfacher Sprache verfasst werden. Gerade für chronisch Kranke könnte dies eine große Unterstützung sein – und ihren Umgang mit Arzneimitteln erleichtern.

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