Die Sterblichkeit als Folge von Krebs in Europa sinkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie italienischer Wissenschaftler. Foto: © iStock.com/ Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu
Die Sterblichkeit als Folge von Krebs in Europa sinkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie italienischer Wissenschaftler. Foto: © iStock.com/ Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu

Krebssterblichkeit in Europa sinkt

Die Sterblichkeit als Folge von Krebs in Europa sinkt und wird auch in diesem Jahr weiter sinken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie italienischer Wissenschaftler. Ausnahmen sind allerdings Bauchspeicheldrüsenkrebs bei beiden Geschlechtern sowie Lungenkrebs bei Frauen.
Krebssterblichkeit in Europa sinkt, Foto: CC0 (Stencil)
Krebssterblichkeit in Europa sinkt, Foto: CC0 (Stencil)

1,41 Millionen – so viele Menschen werden in diesem Jahr in der EU an Krebs sterben – die Zahl steigt kontinuierlich an. Gleichzeitig sinkt die Krebssterblichkeit: bei Männern seit 2014 um rund sechs Prozent (130,9 von 100.000 Männer sterben an Krebs); bei Frauen um hochgerechnet rund vier Prozent (82,9 von 100.000 Frauen). 

Die Krebssterblichkeit sinkt, während gleichzeitig die Zahl der Krebstoten steigt – ein Widerspruch?

Betrachtet man das Krebsgeschehen in Europa zeigen sich zwei Effekte:

  • Der Alterungseffekt: Die Menschen in Europa werden älter als früher, was statistisch ihre Chance erhöht, dass sie an Krebs erkranken. Der demografische Effekt führt zu einer höheren Anzahl von Krebserkrankungen und in Folge auch zu einem Zuwachs bei der absoluten Zahl der Toten.
  • Der Fortschrittseffekt: Gleichzeitig gibt es Fortschritte bei der Prävention, der frühen Entdeckung von Krebs durch Screenings, bei der Behandlung und der medikamentösen Therapie. Das führt dazu, dass Menschen gar nicht oder später als früher an Krebs sterben. Dieser Fortschritt wird zwar rein rechnerisch durch den demografischen Effekt „aufgefressen“. Aber: Wenn Wissenschaftler den Alterungseffekt herausrechnen – wenn sie „altersjustieren“ – können sie den demografischen Effekt auskoppeln. So lässt sich zeigen, ob Fortschritte bei den Patienten überhaupt ankommen und einen Effekt haben.

Und genau diesen Effekt zeigt die Studie „European cancer mortality predictions for the year 2019“ – und er ist beachtlich:

  • Rechnet man den Alterungseffekt heraus, dann konnten in der EU zwischen 1989 und 2019 rund 5,3 Millionen Krebstote vermieden werden (Frauen: 1,8 Mio., Männer: 3,5 Mio.). Allein im laufenden Jahr rechnen die Autoren durch den „Fortschrittseffekt“ mit 359.000 vermiedenen Todesfällen.
  • Bei Männern ist mit rund sechs Prozent die Sterblichkeit stärker zurückgegangen als bei Frauen (minus 4 Prozent). Das ist u.a. ein „Nachlaufeffekt“ des Rauchens: „In den meisten europäischen Ländern nahm bei Frauen in den 1970er Jahren das Rauchen zu, also für die Generationen, die in den 1950er und 1960er Jahren geboren wurden und deren Lungenkrebs sich jetzt manifestiert“, schreiben die Autoren.

Für das Jahr 2019 sagen sie voraus, dass Rauchen für rund ein Fünftel der Krebstoten in der EU verantwortlich sein wird – weshalb ihrer Meinung nach Vermeidung von Tabakkonsum eine Priorität sein sollte. Ein Beispiel, das die These stützt, dass viele Krebsfälle trotz einer alternden Bevölkerung vermieden werden könnten (s. Pharma Fakten).

Schwerpunkt der Studie: Brustkrebs

Einen Schwerpunkt haben die Studienautoren in ihrer Untersuchung auf Brustkrebs gelegt – in der EU trotz aller positiven Entwicklungen für Frauen noch immer die zweithäufigste Krebstodesart. Von Beispielen wie Polen abgesehen sinkt die Sterblichkeit in vielen Ländern jedoch – um rund 35 Prozent in den vergangenen drei Jahrzehnten. Als Gründe haben die Wissenschaftler u.a. ausgemacht, dass sich das gesamte Management der Erkrankung verbessert hat. So ermöglichen Screening-Programme frühere Diagnosen, was Erfolgschancen von Behandlung und Therapie verbessern kann. Rund 440.000 vermiedene Todesfälle zwischen 1989 und 2019 rechnen sie vor. Aber auch beim Beispiel von Brustkrebs gilt (noch): Durch die Alterung der Bevölkerung – und trotz allen Fortschritts – wird die Zahl der Krebstoten in der EU weiter ansteigen.

Ginge es nach dem Chefredakteur von Annals of Oncology, Professor Fabrice André, wären solche Studien für Gesundheitspolitiker wohl Pflichtlektüre: „Klar ist, dass unabhängig von der guten Nachricht, dass die Sterblichkeit bei den meisten Krebsarten sinkt, die Zahl der Menschen, die an Krebs sterben, weiter steigt. Dies stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen – und deshalb muss mehr getan werden, um die Entstehung zu vermeiden – vor allem was Übergewicht und Rauchen angeht.“

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