Jeder Mensch hat ein angeborenes Immunsystem. Foto: ©iStock.com/Eraxion (Sebastian Kaulitzki)
Jeder Mensch hat ein angeborenes Immunsystem. Foto: ©iStock.com/Eraxion (Sebastian Kaulitzki)

Von A wie Antikörper bis T wie Thymus: Wie das Immunsystem Krankheiten bekämpft

Das Immunsystem hat starke Abwehrkräfte: „Es sitzt nicht an einem einzigen Ort im Körper – sondern es besteht aus einem Netzwerk an Zellen, Molekülen, Gewebe und Organen, die zusammen arbeiten, um den Körper zu schützen“, erklären die Wissenschaftler des US-amerikanischen „Cancer Research Institute“ (CRI). Im Kampf gegen Infektionen und Krankheiten wie Krebs ist das Immunsystem entscheidend. Das macht sich die Immuntherapie zu Nutze.
©iStock.com/Eraxion (Sebastian Kaulitzki)
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Von Geburt an ist der Mensch zu einem gewissen Grad vor Keimen und Fremdkörpern geschützt. Zu verdanken ist das dem angeborenen Immunsystem. Im Laufe des Lebens entwickelt sich zusätzlich ein erworbenes Immunsystem. Aufgebaut wird es erst, wenn es in Kontakt mit bestimmten Krankheitserregern gekommen ist; dann entwickelt es eine Art Gedächtnis: Es kann sich also den Angreifer merken und bei erneutem Kontakt schneller und gezielter reagieren.

Das Immunsystem besteht aus vielen kleinen „Helfern“ – Zellen, Molekülen, Gewebe und Organen; sie alle nehmen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Infektionen und Krankheiten ein:

  • Die B-Zellen zum Beispiel bilden Antikörper, die an eingedrungene Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten oder andere Fremdstoffe binden. Jede B-Zelle produziert einen ganz spezifischen Typ von Antikörper. Die eine etwa ist zuständig für Antikörper gegen Erkältungsviren; die andere für den Kampf gegen Krebs.
  • Die T-Helferzellen (CD4-Lymphozyten) senden „Hilfssignale“ an andere Immunzellen – sie mobilisieren so z.B. bestimmte „T-Killerzellen“. Diese Killerzellen zerstören laut CRI jeden Tag Tausende von virusbefallenen Zellen; sie können auch Krebszellen angreifen und zerstören.
  • Dendritische Zellen gehören zu den antigenpräsentierenden Zellen. Das bedeutet: Sie erkennen körperfremde Antigene und sorgen dafür, dass andere Immunzellen sie ebenfalls bemerken und anschließend bekämpfen können.
  • Makrophagen sind auch bekannt als Riesenfresszellen. Dieser Name verrät es schon: Sie sind für die Vernichtung eingedrungener Krankheitserreger wie Bakterien zuständig. Eine Makrophage umschließt dazu eine fremde Zelle komplett und löst sie mit Hilfe von Verdauungsenzymen auf.
  • Regulatorische T-Zellen halten im Immunsystem die Balance – damit es nicht zu einer Überreaktion kommt. Dazu bremsen sie im entscheidenden Moment die Reaktion der körpereigenen Abwehr.

Auf Ebene der Moleküle spielen v.a. die…

Ein Masern-Virus - auch er kann das Immunsystem unter Stress setzen. ©iStock.com/Dr_Microbe
Ein Masern-Virus – auch er kann das Immunsystem unter Stress setzen. ©iStock.com/Dr_Microbe
  • Antikörper eine große Rolle. Von B-Zellen produziert binden sie an die Antigene von Krankheitserregern. So markieren sie z.B. die Angreifer, damit die Zellen des Immunsystems sie angehen und zerstören können.
  • Zytokine wirken als Botenstoffe, die dabei helfen, dass die verschiedenen Zellen des Immunsystems zusammenarbeiten. Sie koordinieren damit die Abwehrreaktion des Körpers. 

Über die zellulare und molekulare Ebene hinaus gibt es ein „verschachteltes System an Gewebe und Organen“, wie die Wissenschaftler des CRI in dem Beitrag „How does the immune system work?“ schreiben. Auch das ist Teil des Kampfes gegen Krankheitserreger:

  • Die Rolle des Blinddarms (Appendix) im Immunsystem ist laut CRI noch nicht eindeutig geklärt. Schließlich leben viele Menschen ohne Blinddarm. Experten vermuten jedoch, dass er eine Art „Lagerraum“ für nützliche Verdauungsbakterien darstellt.
  • Alle Zellen des Immunsystems entstehen aus den Stammzellen im Knochenmark. Das ist ein spezielles Gewebe, das in größeren Knochen zu finden ist. Auch die B-Zellen haben ihren Ursprung im Knochenmark.
  • Die Lymphknoten arbeiten wie eine Art Filterstation: Aus der Lymphe, einer bestimmten Körperflüssigkeit, fischen sie Viren, Bakterien oder Krebszellen heraus. Diese werden dann von anderen Zellen des Immunsystems zerstört.
  • Sie gilt als größtes Organ des Menschen: die Haut. Sie bildet eine Barriere gegenüber Krankheitserregern und Giftstoffen.
  • Die Milz ist ein Organ, das im linken Oberbauch liegt. Sie ist u.a. der Filter des menschlichen Bluts. Außerdem speichert sie verschiedene Abwehrzellen des Immunsystems.
  • Im Brustkorb des Menschen befindet sich zudem der Thymus. Hier reifen wichtige Zellen des Immunsystems heran, sodass sie später Krankheiten bekämpfen können.

Trotzdem ist das Immunsystem manchmal machtlos: Krebszellen zum Beispiel können der Abwehrreaktion entkommen, indem sie sich tarnen und nicht als fremd erkannt werden. Pharmazeutische Forscher verfolgen im Rahmen der Immuntherapie daher den Ansatz, das Immunsystem zu stärken – sodass es auch in solchen Fällen die gefährlichen Angreifer zunichtemachen kann.

Gerade in der Onkologie verspricht diese Methode große Fortschritte. Dr. Eric Borges, Krebsforscher am Forschungs- und Entwicklungszentrum von Boehringer Ingelheim in Biberach an der Riss, erklärte in einem Interview gegenüber Pharma Fakten: „Das Immunsystem ist darauf trainiert, fremde Strukturen im Körper zu erkennen und zu entfernen. Bakterien, Viren, Toxine; alles, was fremd ist, wird vom Immunsystem erkannt und beseitigt. Mit der Immunonkologie versuchen wir, das Immunsystem so zu beeinflussen, dass es die Tumorzelle als fremd erkennt und sie beseitigt.“ Die Immunonkologie hält er daher für „eine neue Ära der Krebstherapie“.

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