Forschende haben einen Ansatz gefunden  der der Bildung von Resistenzen gegen bestimmte  unverzichtbare Reserveantibiotika Einhalt gebieten soll. Foto: ©iStock.com/Natali_Mis
Forschende haben einen Ansatz gefunden der der Bildung von Resistenzen gegen bestimmte unverzichtbare Reserveantibiotika Einhalt gebieten soll. Foto: ©iStock.com/Natali_Mis

Antibiotikaforschung auf Erfolgskurs

Das europäische Antibiotikaprojekt ENABLE hat seine Ziele erreicht. Zahlreiche Partner aus akademischer Welt und Industrie hatten sich 2014 zusammengeschlossen, um gemeinsam nach neuen, vielversprechenden Arzneimittelkandidaten zu forschen – mit Erfolg. In Zeiten zunehmender Antibiotikaresistenzen gibt das Hoffnung.

Allein in Europa sind Resistenzen gegen antimikrobielle Medikamente wie Antibiotika die Ursache für 25.000 Tote pro Jahr. Das schreibt die Innovative Medicines Initiative (IMI) auf ihrer Webseite zu dem von ihr finanzierten Forschungsprojekt ENABLE.

Bakterien: immer häufiger gegen gängige Antibiotika resistent. Foto: © iStock.com/Mohammed Haneefa Nizamudeen
Bakterien: immer häufiger gegen gängige Antibiotika resistent. Foto: © iStock.com/Mohammed Haneefa Nizamudeen

Zwei Drittel dieser Sterbefälle gehen auf Infektionen mit gramnegativen Bakterien zurück. Dazu zählen E. coli. – auf die sich das Projekt ENABLE konzentriert: Sie kommen im menschlichen Darm vor und sind häufige Erreger bakterieller Infektionen. Wenn diese resistent gegen geläufige Antibiotika werden, kann das gefährlich werden.

Im Rahmen von ENABLE – eine öffentlich-private Partnerschaft unter Leitung von dem Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) und der schwedischen Universität Uppsala – hatten sich die Verantwortlichen daher 2014 vorgenommen, gemeinsam eine Plattform zur Medikamentenentwicklung zu schaffen. Im Fokus sollten dabei die frühen Entwicklungsstadien stehen: von der präklinischen Forschung bis hin zur allerersten Anwendung bei Menschen in Phase 1-Studien. 

ENABLE: Goals achieved – Mission continues 

Anfang des Jahres veröffentlichten die ENABLE-Verantwortlichen eine Pressemitteilung mit dem Titel: „Goals achieved – Mission continues“; „Ziele erreicht – die Mission geht weiter“. Demnach haben die Wissenschaftler inzwischen fünf antibakterielle „Leads“ (Leitstrukturen) identifiziert. Das sind chemische Stoffe, die eine Art Prototyp eines pharmazeutischen Wirkstoffes darstellen. Sie sind der Ausgangspunkt für die weitere Arzneimittelentwicklung. Sie zeigen bereits eine erwünschte biologische Wirkung, doch an die Qualität eines Medikaments kommen sie noch nicht heran. 

Außerdem haben die Wissenschaftler zwei Moleküle für die weitere Entwicklung ausgewählt. Einer dieser Kandidaten ist inzwischen so weit, dass er es von der präklinischen Forschung in eine Phase I-Studie geschafft hat – und somit zum ersten Mal bei Menschen geprüft wird. 

„Antimikrobielle Resistenzen sind weltweit eine große Bedrohung für die öffentliche Gesundheit – und wir brauchen dringend neue Antibiotika“, sagt IMI-Geschäftsführer Dr. Pierre Meulien. „Der Erfolg von ENABLE zeigt, dass es möglich ist auch in einem solch herausfordernden Bereich zu Ergebnissen zu kommen – wenn denn verschiedene Stakeholder zusammengebracht werden“. Anders Karlén, Professor an der Universität Uppsala, ergänzt: „Wir haben die führenden Experten auf dem Feld antimikrobieller Resistenzen vereint, eine einzigartige und effektive Kollaboration aufgesetzt – und geliefert.“

Forschen in Partnerschaft

Der Kampf gegen Resistenzen ist komplex und multidimensional: „Keine Organisation und kein Land kann diesen Kampf allein führen“, so die IMI. Eine Zusammenarbeit in großen Teams ist gefragt. ENABLE vereint daher inzwischen über 50 Partner aus Wissenschaft, kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) und pharmazeutischer Industrie. Die IMI ist sich sicher: Diese Kollaboration wird dazu beitragen, Europa zu einem Weltführer bei der Entwicklung antimikrobieller Medikamente zu machen.

Weil ENABLE mehrere vielversprechende Präparate in der Pipeline hat, wurde die Laufzeit des Projekts um ein Jahr verlängert – bis Januar 2021. Aktuell laufen insgesamt zehn Forschungsprogramme. Vor allem die Spannung bzgl. des Arzneimittelkandidaten, der sich bereits in einer Phase I-Studie befindet, ist groß. Erste Ergebnisse werden noch in diesem Jahr erwartet. Sollte sich der Wirkstoff beweisen und es auch in die weiteren Phasen der klinischen Forschung schaffen, liefe das übrigens nicht mehr über die IMI-Förderung bzw. ENABLE. Denn das Projekt fokussiert sich bewusst auf die frühen Entwicklungsstadien – damit die Antibiotikaforschung in Europa einen Anschub erhält und eines Tages neue Mittel für die Patienten verfügbar werden.

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