Etwa ein Drittel aller Krebsfälle ist vermeidbar  sagen Experten. Ein Risikofaktor  der dabei zunehmend an Bedeutung gewinnt: Übergewicht. Foto: ©iStock.com/Motortion
Etwa ein Drittel aller Krebsfälle ist vermeidbar sagen Experten. Ein Risikofaktor der dabei zunehmend an Bedeutung gewinnt: Übergewicht. Foto: ©iStock.com/Motortion

Übergewicht: Unterschätzter Krebs-Risikofaktor

Laut der Deutschen Krebsgesellschaft könnte Fettleibigkeit dem Rauchen bald „den ersten Rang als Hauptursache für Krebs ablaufen“. Der Grund: Während „die Anzahl der Krebserkrankungen aufgrund von Tabakkonsum stetig sinkt, nimmt die Zahl übergewichtiger Menschen statistisch gesehen zu.“ Aktuell entstehen rund sieben Prozent aller Tumorfälle in Deutschland infolge von Übergewicht.

Über ein Drittel aller Krebsneuerkrankungen ist hierzulande vermeidbar. Das haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) herausgefunden. Ein Beispiel: Allein für das Jahr 2018 gingen die Experten von über 85.000 Fällen (19,3 %) aus, die auf Rauchen zurückzuführen waren. Auf Übergewicht entfielen außerdem schätzungsweise 30.567 Neuerkrankungen (6,9 %) (s. Pharma Fakten). 

Foto: ©iStock.com/Tomwang112 (Tom Wang)
Foto: ©iStock.com/Tomwang112 (Tom Wang)

Letzteres ist ein Risikofaktor, der wohl zukünftig an Bedeutung gewinnen wird – immer mehr Menschen weltweit haben einen zu hohen Body-Mass-Index (BMI) . Wie beim DKFZ zu lesen ist, sind schon jetzt zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) in Deutschland übergewichtig. „Bereits Kinder und Jugendliche sind häufig zu dick: Von den zwei- bis 17-Jährigen haben fast 15 Prozent Übergewicht und sechs Prozent von ihnen sind sogar adipös.“ Ihr Risiko einen Tumor zu entwickeln ist damit erhöht: Das gilt insbesondere für Krebs an Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Leber, Dickdarm, Brust (postmenopausal), Gebärmutter und Niere.  

Prävention: kosteneffektivste Maßnahme gegen Krebs

Im Editorial der Märzausgabe des Fachmagazins „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ verweisen die Experten auf eine Studie aus Großbritannien (UK), wonach bis zum Jahr 2043 ein hoher BMI unter Frauen das Rauchen als Hauptursache für Krebs ablösen könnte. „Prävention repräsentiert die kosteneffektivste, nachhaltigste Strategie zur Reduzierung der Krebslast und der damit zusammenhängenden Sterblichkeit“, heißt es.

„Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren 2016 1,9 Milliarden Menschen weltweit übergewichtig; 650 Millionen davon litten unter Adipositas  – dreimal so viele wie noch 1975“. Das ist in dem Editorial weiter zu lesen. „Angesichts solch schockierende Zahlen darf der Dominoeffekt der Fettleibigkeits-Epidemie auf die Krebsprävention und -kontrolle nicht unterschätzt werden“.

Gewichtsabnahme: Risiko für Folgeerkrankungen senken

Das DKFZ empfiehlt vor diesem Hintergrund, Übergewicht und Fettleibigkeit „durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung von vornherein“ zu vermeiden. Das lohnt sich – nicht nur in Bezug auf Krebs: „Wer im Leben das Normalgewicht hält, hat ein um 22 Prozent geringeres Risiko, an Herz-Kreislauferkrankungen und anderen Folgen von Übergewicht zu sterben“, so die Experten.

Aber auch wenn ein Mensch bereits zu viel auf den Hüften hat, kann eine Lebensstilmodifikation viel bewirken. „Eine Gewichtsreduktion senkt den Blutdruck, verbessert eine bestehende Herzinsuffizienz, verbessert eine bestehende Schlafapnoe, mildert den Verlauf von bestehendem Asthma und senkt die allgemeine Sterblichkeit und das Risiko, an Krebs zu versterben.“

Auch die Autoren im Lancet-Magazin fordern, Präventionsmaßnahmen in Sachen Übergewicht zu intensivieren. Dabei müsse zudem die Stigmatisierung der Betroffenen angegangen werden. Denn Adipositas ist „ein multifaktorielles Leiden – angetrieben durch soziale Ungerechtigkeit und Unterschiede im Gesundheitszustand. Es betrifft am meisten jene Menschen, die am wenigsten fähig sind, eine Lebensstilveränderung vorzunehmen.“

Rund sieben Prozent der Krebsneuerkrankungen sind auf Übergewicht zurückzuführen. Foto: CC0 (Stencil)
Rund sieben Prozent der Krebsneuerkrankungen sind auf Übergewicht zurückzuführen. Foto: CC0 (Stencil)

Welttag der nichtübertragbaren Erkrankungen!?

Welttage – wie z.B. der Weltkrebstag oder der Weltdiabetestag – sind nützlich, um Bewusstsein für derartige Themen in der Öffentlichkeit zu schaffen. „Doch der Zusammenhang von Übergewicht und Krebs – genauso wie der von Übergewicht und Diabetes sowie nicht-alkoholischer Fettleber – unterstreicht, das nichtübertragbare Erkrankungen nicht für sich alleinstehen und nicht isoliert betrachtet werden können.“ Es braucht daher einen Ansatz, der die zugrundeliegenden Risikofaktoren und Determinanten ganzheitlich – über die verschiedenen Krankheitsspektren hinweg – angeht. „Vielleicht ist es Zeit für einen vereinten Tag der nichtübertragbaren Erkrankungen“, so das Fazit bei The Lancet.

Weiterführende Links:

Adipositas Selbsthilfe: eine Gemeinschaft für Betroffene von Betroffenen, mit der größten Datenbank an Selbsthilfegruppen und Fachärzten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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